German Diversity Day 2023: Hussam Albakkar’s inspiring story of hope, inclusion and success at Adam Hall Group

Die ergreifende Geschichte von Hussam Albakkar ist ein gutes Beispiel dafür, wie Integration über den Arbeitsplatz gelingen kann. Wir haben ihn im Rahmen des Deutschen Diversity Days, zu dem die Charta der Vielfalt jedes Jahr am 23.05. aufruft, interviewt, um die Vielfaltsdimension ethnische Herkunft / Nationalität stellvertretend für das Thema Diversity näher zu beleuchten. Gleichzeitig zeigt Hussams Geschichte, dass die Offenheit gegenüber Unterschieden und die Förderung von Individualität – egal welcher Dimension – zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens beiträgt.

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Diversity – What it’s all about?

Bevor wir Hussam vorstellen, wollen wir kurz ein paar Worte über das Thema Diversity allgemein, aber auch in der Veranstaltungsbranche verlieren. Vielfalt beinhaltet weit mehr als nur Unterschiede der Geschlechter, Nationalitäten oder der Herkunft. Vielfalt hat vielschichtige Dimensionen, welche alle gleichermaßen wichtig für die Persönlichkeit eines Menschen und für unsere Gesellschaft sind.  

Die Kerndimensionen (der innere Kreis) sind kaum bzw. nur bedingt veränderbar und durch nationale und internationale Gleichbehandlungsbestimmungen geschützt. Die mittlere Ebene (mittlerer Kreis) zeigt die Merkmale eines Menschen, die er sich im Laufe des Lebens nach und nach aneignet – welche also weitgehend veränderbar sind. Die organisationale Ebene (äußerer Kreis) beinhaltet die Faktoren, die im Rahmen der Arbeitswelt hinzukommen und welche sich ein Mensch innerhalb einer Organisation aneignen kann. 

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Dimensions of diversity (Charta der Vielfalt)

Ethnische Herkunft / Nationalität als Vielfaltsdimension 

Bei der Dimension „ethnische Herkunft und Nationalität“ geht es u.a. um die Herkunft aus verschiedenen Nationen und das damit verbundene kulturelle, soziale und historische Erbe. Die dadurch vorhandenen kulturellen Unterschiede werden im Sinne der Diversität als Bereicherung für jede Gesellschaft, jede Kultur und jedes Team gesehen. Die Adam Hall Group als international tätiges Unternehmen profitiert von verschiedenen Sprach- und Kulturkenntnissen unserer Kolleginnen und Kollegen. Diese eröffnen uns ein besseres Verständnis für z.B. die verschiedenen Regionen dieser Welt und die dort anerkannten Werte und Normen. Leider gibt es immer noch zu viele Fälle, in denen Menschen durch ihre ethnische Herkunft bzw. ihre Nationalität rassistisch beleidigt werden oder strukturelle Benachteiligung erfahren. Dabei geht es bspw. um Diskriminierung aufgrund ihrer Hautfarbe oder die Nichtbeachtung ihrer Bewerbung aufgrund ihres Nachnamens.  

Offenheit gegenüber Einzigartigkeit – Come as you are! 

Wir bei der Adam Hall Group glauben, dass Vielfalt auf persönlicher und organisationaler Ebene einer der wichtigsten Schlüssel zur Entfaltung von Kreativität und zur Förderung von Innovation ist. Wir glauben auch, dass die Offenheit gegenüber der Einzigartigkeit jeder und jedes Einzelnen, die wir tagtäglich leben, den Adam Hall Group Spirit maßgeblich prägt. Wir sind der festen Ãœberzeugung, dass nicht einzelne Aspekte ausschlaggebend sind, wer ein Mensch wirklich ist. Was zählt, ist die Essenz aus allem, was uns als Individuum und als Persönlichkeit besonders und einzigartig macht.  

„Diversity is not about how we differ. Diversity is about embracing one another’s uniqueness.“

Ola Joseph

Aus dieser Ãœberzeugung heraus haben wir 2022 die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Ziel der Charta der Vielfalt ist es, ein wertschätzendes Arbeitsumfeld für alle Mitarbeitenden zu schaffen – unabhängig von Alter, ethnischer Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtlicher Identität, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung und sozialer Herkunft. Mittlerweile sind über 4.900 Unternehmen Mitglied bzw. Unterzeichner.  

Einzigartig ist auch die Eventbranche. Die Veranstaltungswirtschaft lebt von Vielfalt – denn nicht nur die verschiedenen Gewerke machen uns zu dem, was wir sind, sondern auch die verschiedenen Menschen mit ihren individuellen Geschichten. Es ist diese wunderbare Mischung – das Zutun und die individuellen Fähigkeiten jedes Einzelnen – die außergewöhnliche kulturelle Erfahrungen hervorbringt. 

Und wenn wir gerade vom Zutun und den individuellen Fähigkeiten jedes Einzelnen und besonderen kulturellen Erfahrungen sprechen, möchten wir euch jetzt eine besondere Geschichte von unserem Kollegen Hussam Albakkar vorstellen. 

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Hussam Albakkar

Hussam, stell dich gerne einmal vor: Woher kommst du, wie alt bist du und wann bist du nach Deutschland gekommen?  

Ich bin Hussam Albakkar, 31 Jahre alt, verheiratet und habe 2 Jungs. Ich komme aus Syrien / Aleppo und bin im Juni 2015, also vor ziemlich genau acht Jahren nach Deutschland angekommen. Seit dem 01.06.2016 bin ich bei der Adam Hall Group tätig. 

Wie sah dein Weg nach Deutschland aus? 

Um ehrlich zu sein: Ganz schrecklich und gefährlich. Von Syrien bin ich im Januar 2014 zu Fuß in die Türkei geflohen. Im September 2014 bin ich mit einem Gummiboot in einer ca. 6.-stündigen Ãœberfahrt nach Griechenland gefahren. Um nach Deutschland zu kommen, bin ich im September 2014 zu Fuß nach Mazedonien weiter. Dafür waren mehrere Versuche nötig und es hat jedes Mal ca. 3 Tage gedauert. In der Hauptstadt von Mazedonien (Skopje) wurde ich mit einer Gruppe von der Polizei angehalten, weil wir illegal in einem Taxi gefahren sind. Der Fahrer ist weggelaufen und ich wurde als Zeuge im Flüchtlingsheim 7 Monate festgehalten. Es hat sich angefühlt wie ein Gefängnis, denn man durfte nicht raus. 

Nach 7 Monaten wurde ich dann endlich entlassen. Es war ein fantastisches Gefühl, frei zu sein! Dann bin ich ca. für eine Woche in Skopje geblieben und anschließend mit dem Bus in Richtung Serbien gefahren. Kurz vor der Grenze musste ich aussteigen, weil ich nicht einreisen durfte. Ich bin dann zu Fuß 4-5 Stunden mit zwei anderen Personen, die ich unterwegs kennengelernt habe, durch den Wald nach Serbien gelaufen. Dort angekommen, blieb ich acht Tage in Belgrad und fuhr mit einem Bus weiter Richtung Ungarn. Um die Grenze nach Ungarn und gleichzeitig zur EU zu überqueren, musste ich wieder sehr lange laufen. Ich war ca. 13 Stunden zu Fuß unterwegs, bis ich Ungarn erreicht hatte. In Ungarn habe ich mich nicht besonders wohl gefühlt, weshalb ich am selben Tag noch mit einem Taxi und anderen Personen Richtung Wien aufgebrochen bin. In Wien habe ich mich mit einem Kumpel getroffen. Dort konnte ich dann endlich schlafen und mich ausruhen.  

Die Reise von Wien nach Deutschland war im Vergleich zu den anderen Teilstrecken eine echte Luxusreise. Und wie es der Zufall so wollte, bin ich Mitte Juni 2015 genau an meinem Geburtstag in Deutschland angekommen. 

Wie beschreibst du deine Erfahrungen, als Mensch mit Fluchterfahrung, in Deutschland Fuß zu fassen? 

Am Anfang war es sehr schwierig. Alles war neu – die Sprache, die Gewohnheiten, sogar das Wetter… Dank des Fußballvereins FC Neu-Anspach ist es mir leichter gefallen, anzukommen. Von den Jungs habe ich viel gelernt und habe viele Sachen besser verstanden. Zum Beispiel wie man sich hier einleben kann und ganz wichtig, dass ich über den Verein die Adam Hall Group kennengelernt habe. Ich habe nach ca. 4 Jahren Sicherheit gefunden. Für mich heißt das kein Krieg und dass man von Vogelstimmen statt von Flugzeugbrummen aufwacht. 

Wie hat die Inklusion in deinem Fall funktioniert? Was war gut, was hätte besser laufen können?  

Die Inklusion hat für mich sehr gut funktioniert. Ich habe von 2016 – 2018 als Aushilfe im VAS (Value Added Service) bei der Adam Hall Group gearbeitet und parallel habe ich einen Deutsch-Kurs besucht. Was ich in der Schule über die Sprache gelernt habe, konnte ich sofort bei der Arbeit in die Praxis bringen. In dieser Zeit war ich auch im Fußballverein tätig. Dank der Arbeitskollegen, der Fußballmitglieder und meiner damaligen Vermieterin hat es nicht lang gedauert, Deutsch zu reden und die anderen zu verstehen.  

Nach 2 Jahren Erfahrungen bei der Adam Hall Group habe ich mich 2018 für einen Ausbildungsplatz als Elektroniker/in für Geräte und Systeme beworben. Da meine Bewerbung zu spät war, konnte ich leider in diesem Jahr keine Ausbildung beginnen. Deshalb habe ich einen Jahresarbeitsvertrag als Abteilungsleitervertreter VAS bekommen, um die Zeit zu überbrücken bis das nächste Ausbildungsjahr beginnt. Während der Zeit in Vollzeit habe die Meinung noch einmal geändert und wollte dann eine Ausbildung zu Kaufmann im Groß- und Außenhandel machen. Am 01.08.2018 hat meine Ausbildung angefangen und am 28.06.2022 habe ich offiziell meine Prüfung zum Kauffmann im Groß- und Außenhandel bestanden. 

Rückblickend waren die ersten 3-4 Monate für mich sehr schwierig und habe kurz überlegt, dass ich diese Ausbildung nicht schaffen könnte. Ich habe trotzdem weitergemacht, nicht aufgegeben und meine Ausbildung mit einer guten Note abgeschlossen. 

Das habe ich nur geschafft, weil ich trotz der täglich schlechten Erinnerungen und negativen Gedanken die Zeit genutzt und nicht aufgegeben habe. Es hätte nicht besser laufen können. Ich muss ja ehrlich sein: Ziele habe ich ja auf jeden Fall, aber ich glaube, ich befinde mich in deinem tollen Niveau. Wie gesagt ich mach weiter und will mich weiterentwickelten. 

Was sind die größten Unterschiede zwischen der syrischen und der deutschen Kultur? Woran musstest du dich erstmal gewöhnen, was ist dir leichtgefallen? 

Als erstes würde ich das Essen nennen. Ich komme aus einer Stadt, die für leckeres Essen bekannt ist. Mütter bleiben zwischen 3-5 Stunden in der Küche, um das Mittagsessen für die Familie zuzubereiten. Im Vergleich dazu gibt es so eine aufwändige Zubereitung von Essen, wenn man hier eine große Feier hat. In meiner Heimat ist das alltäglich.  

Als zweites das Thema Religion. In Syrien ist der Islam die Religion, an die ca. 90% glauben. Natürlich gibt es in diesem Land auch andere Religionen, aber die Mehrheit ist muslimisch. Mit Menschen, die einem anderen Glauben angehören, hatte ich in Syrien nichts zu tun. Deswegen habe ich hier in Deutschland lange Zeit gebraucht, damit umgehen zu können, dass hier Menschen an andere und teilweise unterschiedliche Religionen glauben.   

Was denkst du über das Thema „Diversity“ (besonders in Bezug auf ethnische Herkunft, Nationalität und soziale Herkunft)?  

Natürlich hat jede Nationalität andere Kulturen und Gewohnheiten, aber durch die sozialen Medien kann man heutzutage über alles Bescheid wissen. Die Welt ist wie ein Dorf geworden. 

Was denkst du: Wie können Unternehmen dazu beitragen, eine inklusive Arbeitsumgebung zu schaffen?   

Den Bewerbern mehr Chancen geben, auch wenn die Menschen kein Deutsch können. Ich kann mich an mein Vorstellungsgespräch im Jahr 2016 erinnern. Da habe ich mich kaum auf Deutsch vorgestellt und der Rest war schwaches English. Hätte Adam Hall damals meine Bewerbung abgelehnt, wüsste ich nicht, wo ich mich jetzt befinden würde. 

Glaubst du, dass Aktionen wie der Diversity Tag dabei helfen, auf das Thema aufmerksam zu machen, und zu einer besseren Integration von Menschen jeglicher Herkunft in die Gesellschaft beitragen?  

Ja, ich denke schon. Ich würde mal sagen, dass die meisten Deutschen (weil ich momentan in Deutschland lebe) zurückhaltend sind, wenn es darum geht, neue Leute kennenzulernen. Es könnte daran liegen, dass man schlechte Erfahrungen gemacht hat. Aber deswegen finde ich solche Anlässe ganz wichtig, damit man andere Kulturen und Gewohnheiten und damit indirekt andere Menschen kennenlernen und besser verstehen kann. 

Vielen Dank, Hussam, dass du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu deiner Person und deiner Geschichte zu beantworten. 

Hussams Geschichte steht stellvertretend für die teils traumatischen Erlebnisse, die viele Geflüchtete erleben mussten und aktuell Flüchtende erleben müssen. Genauso steht sie nur sinnbildlich für eine der vielen Dimensionen von Diversity und spiegelt nur einen Teil davon wider, was unter die Dimension der ethnischen Herkunft und Nationalität fällt. Aber sie ist auch ein positives Beispiel dafür, wie wichtig es für ein gutes Miteinander ist, Unterschiede anzuerkennen und zu respektieren, offen für Neues zu sein, Möglichkeiten der Verständigung und Integration zu schaffen und jede und jeden individuell zu fördern und zu befähigen, die persönlichen Ziele zu erreichen.   

Wir sind stolz darauf, dass Hussam seit 2016 Teil der Adam Hall Group ist und in unserer Logistik & Versand-Abteilung seinen festen Platz gefunden hat.  

Gleichzeitig möchten wir in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hinweisen, dass die hier angesprochenen Aspekte nur einen kleinen Ausschnitt der Vielfalts-Dimension „ethnische Herkunft und Nationalität“ und des gesamten Themenfeldes Diversity beleuchten. Uns geht es mit diesem Beitrag darum, diesem Thema ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu schenken und anhand eines Beispiels greifbarer für Interessierte zu machen.  

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Mehr Informationen:
adamhall.com/arbeiten-bei-adam-hall-group

charta-der-vielfalt.de