Gut gemischt – Interview mit Cenzo Townshend von Dan Gumble

Mixer und Toningenieur Cenzo Townshend spricht mit Dan Gumble über Equipment, die Zusammenarbeit mit einigen der größten Namen der Musikbranche und die Bedeutung eines gesunden MI-Einzelhandelsumfelds.
Mixer und Toningenieur Cenzo Townshend spricht mit Daniel Gumble über Equipment, die Zusammenarbeit mit einigen der größten Namen der Musikbranche und die Bedeutung eines gesunden MI-Einzelhandelsumfelds ...
Nur wenige Toningenieure können sich einer Kundenliste rühmen, die auch nur in die Nähe der von Cenzo Townshend kommt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat er einige der erfolgreichsten Künstler der Welt abgemischt. Dazu gehörten u. a. U2, Florence and the Machine, Tom Tones, Nick Cave, Graham Coxon, Blur, Snow Patrol, New Order, Jamie T, Kaiser Chiefs, die Liste könnte noch endlos weitergeführt werden. Auch auf seiner Seite des Mischpults ist er in guter Gesellschaft und hat im Laufe der Jahre als Produzent und Techniker mit Größen wie Alan Moulder, Flood und Mark Stent zusammengearbeitet, bevor er sich als Mixer selbstständig machte.

Bevor er einer der begehrtesten Studiotechniker der Branche wurde, legte er mehrere Jahre lang als DJ Platten auf. „Mitte der 1980er Jahre habe ich in Miami als DJ gearbeitet. Ich hatte hier schon Platten aufgelegt, war dann dort im Urlaub und bin zwei Jahre geblieben. Nach einer Weile dachte ich mir, ich sollte mir einen vernünftigen Job suchen und habe mich bei einigen Studios beworben. So begann ich dann Ende der 80er in den Trident Studios mit Leuten wie Alan Moulder, Flood und Mark Stent zu arbeiten.

Von dort aus ging ich dann in ein anderes Studio, wo ich einen Produzenten namens Ian Braudie traf, mit dem ich ein Album in Belgien aufnahm. Mit ihm habe ich dann rund zehn Jahre zusammengearbeitet und u. a. Alben für Northside, Terry Hall, The Lightening Seeds, The Wendys, The Wedding Present, The Birthday Party und The Fall eingespielt. Später habe ich dann noch viel mit The Fall und The Wedding Present gearbeitet.

Ian hat dann immer mehr mit The Lightening Seeds gearbeitet und ich bin von Liverpool nach London gezogen, wo meine Zusammenarbeit mit Stephen Street begann. Ich begann, mich aufs Mixen zu spezialisieren, und mit Bands wie Editors und Snow Patrol haben wir einige große Hits gelandet, u. a. ‚Chasing Cars‘. Außerdem habe ich dann eine Reihe Alternativ-/Indie-Mixes für Bands wie Late of the Pier, Klaxons usw. gemacht.“

Nach mehr als 20 Jahren in der Branche hat Townshend eine beeindruckende Anzahl von Misch- und Aufnahmegeräten gesammelt und begeistert sich vor allem für Vintage-Equipment. Er besucht regelmäßig MI-Shops auf der Suche nach neuem Equipment und dem sprichwörtlichen verborgenen Juwel.
Nach mehr als 20 Jahren in der Branche hat Townshend eine beeindruckende Anzahl von Misch- und Aufnahmegeräten gesammelt und begeistert sich vor allem für Vintage-Equipment.
„Es begann mit einer Sammlung von Gitarrenpedalen und Verstärkern, aus der schließlich zwei Studios geworden sind. Zu der Zeit konnten sich die jungen Bands, mit denen wir gearbeitet haben, keine guten Verstärker leisten und haben vor allem Pedale verwendet. Indem wir Ihnen gute Verstärker zur Verfügung stellten, konnten wir einen tollen Sound für sie produzieren und mit interessanten Effektgeräten haben wir ihre kreative Begeisterung angefacht.“

Das seit der Jahrhundertwende zu beobachtende veränderte Kaufverhalten der Verbraucher, vom Ladengeschäft hin zum Internet, ist für Townshend unverständlich.

„Der Musikladen in der Einkaufsstraße ist unglaublich wichtig, auch wenn man die Sachen im Internet kaufen kann. Hat man das Equipment vorher nicht ausprobiert, ist es weniger wahrscheinlich, dass man es kauft. Leider gehen viele Leute in einen Laden, probieren etwas aus und kaufen es dann woanders 3 £ billiger. Ich hoffe, das wird sich bald ändern und die Leute werden den Laden wieder wertschätzen, bei dem sie Kundendienst und Beratung erhalten.“

Ohne sie [die MI-Shops] hätte es für mich ganz anders ausgesehen. Wir haben unsere Aufnahmen immer an allen möglichen Orten gemacht und sind dann immer in die örtlichen Musikläden gegangen, um entweder Saiten zu kaufen oder nach einem Trommelfell oder einem Tuner zu suchen. Und oftmals hat man dabei auch das eine oder andere Juwel gefunden und ist nicht mit leeren Händen aus dem Laden gegangen. Jetzt gibt es das immer weniger, denn alles wird einem geliefert; es ist wesentlich unpersönlicher geworden. Das hat einfach nicht mehr dieselbe Romantik.“

Zu den wichtigen Marken, auf die Townshend sich im Laufe seiner Karriere immer verlassen konnte, gehört Palmer. Als langjähriger Nutzer von Erzeugnissen dieser Firma betont er die zentrale Rolle, die diese Marke für seine Arbeit spielt. „Ich verwende Palmer seit Anfang der 1990er Jahre. Ein Freund von mir, der Gitarrenbauer ist, hatte mir geraten, einmal einen Lautsprechersimulator auszuprobieren. Das war für mich damals ein seltsames Konzept: Der einzige Weg, um einen Gitarrensound zu erhalten, ist ein Mikrofon vor einen Lautsprecher zu stellen.
Palmer Lautsprechersimulator PDI03
Dennoch habe ich sie dann aber in enormem Umfang genutzt, vor allem, wenn wir Backing Tracks im Studio aufgenommen haben. Um die Spurtrennung der Instrumente zu erreichen, schalte ich den Simulator – PDI03 – zwischen den Verstärker des Gitarristen und seinen Lautsprecher, und während die Musiker proben, haben sie ihre Verstärker an und ich kann ihnen einen Kopfhörermix zuspielen. Kurz vor der Aufnahme gehe ich dann hin und ziehe ihre Lautsprecher heraus, denn der PDI03 betreibt den Verstärker.

Dem Verstärker macht das nichts aus. Man kann nicht einfach einen Lautsprecher aus einem Verstärker nehmen oder ihn vom Stromkreis trennen, denn man braucht eine geeignete Drosselspule oder etwas anderes, was die Last übernimmt, und das kann der Palmer sehr gut. Ich benutze meine HiWatts jetzt seit 10 Jahren mit diesen Simulatoren und bisher ist noch nie etwas schief gelaufen. Sie sind absolut zuverlässig.

„In der Hälfte der Fälle merken die Bands es noch nicht einmal, wenn ich die Lautsprecher herausziehe. Alles, was ich ihnen gebe, ist der Sound des Simulators auf ihren Kopfhörern, so dass ich den Lautsprecher herausziehen kann. Dann kann ich das Schlagzeug ungestört aufnehmen und der Gitarrist merkt es noch nicht einmal. Auch für den Bass sind die Simulatoren hervorragend geeignet. Wenn man zuhause einen guten Bass aufnehmen und mehr als das DI-Signal haben will, ist ein Simulator unentbehrlich. Auch im Studio finde ich sehr oft, dass er besser klingt als ein Lautsprecher, denn man hat nicht die Nebengeräusche des Lautsprechers – und wenn man einen sauberen Bass-Sound ohne Verzerrungen haben will, ist er einfach fantastisch. Er ist schon fast so etwas wie ein Markenzeichen für mich geworden.“

„Ein weiteres Gerät von Palmer ist der Verstärker Fat 50. Der ist wie ein alter Vintage-Amp, klein und solide gebaut. Er hat einen fantastischen Reverb und in vielen Fällen verwende ich ihn auch genau dafür. Über einen Simulator sende ich Audiosignale von Pro Tools an den Amp – Vocals, Gitarren usw. Ich kann ihn entweder für die Verzerrung der Gitarren oder auch nur für den Hall nutzen. Er klingt klar und hörbar nach einem Röhrensound und bietet so die dritte harmonische Verzerrung. Ich bin von seiner Qualität einfach begeistert.“
Palmer Fat50
Kürzlich hat Townshend den Kopfhörerverstärker der Firma kennengelernt, ein weiteres Produkt, das ihm neu war, aber seitdem ein wichtiger Teil seines festen Studioequipments geworden ist. „Wir sollten das Gerät bewerten und waren einfach begeistert, obwohl es eigentlich gar nicht so toll sein dürfte. Normalerweise haben diese Geräte, die man mit einem Kopfhörerausgang kauft, einen recht billigen Verstärker, der so klein wie möglich ist und so wenig Wärme wie möglich erzeugt. Bei einem maßgeschneiderten Kopfhörerverstärker hat man eigentlich viel mehr Dynamik und es klingt in der Regel zehn Mal besser.
Palmer Kopfhörerverstärker
Ich hatte keine Ahnung, was für einen Unterschied das machen kann. Das war wirklich ein Aha-Erlebnis. Dieser Kopfhörerverstärker klingt nicht harsch und kann ohne Verzerrung oder schmerzende Ohren richtig laut eingestellt werden. Ich kann ihn nur jedem empfehlen.“ „Palmer hat noch ein anderes Gerät mit dem Namen Line Driver, mit dem man Gitarrensignale ohne Verluste über weite Entfernungen senden kann. Das ist ein Line Driver Booster.“
Palmer Line Driver & Booster
[…]

Quelle: MiPro Magazine, Januar 2015: http://www.mi-pro.co.uk/
Autor: Dan Gumble

Hier finden Sie alle Information über die genannten Palmer-Produkte:
http://www.palmer-germany.com/mi/de/Speaker-Simulators.htm
http://www.palmer-germany.com/mi/de/Produkte/FAT-Serie/FAT-50-Rohren-Gitarren-Combo-50-W-PFAT50.htm
http://www.palmer-germany.com/pro/de/Kopfhoererverstaerker.htm
http://www.palmer-germany.com/pro/de/PLDB-02-Line-Driver-and-Booster-PLDB02.htm

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