Oh MEI Oh(r) MEI – LD Systems MEI 1000 G2 – Testbericht von amazona.de

Auf was für Namen die Hersteller kommen: LD Systems MEI 1000 G2 nennt sich der jüngste In-Ear-Spross des Neu-Anspacher Unternehmens. Ob der Name in Anlehnung an den Wonnemonat steht oder der Erfinder ein inniges Fan-Verhältnis zu Liedermacher-Ikone Reinhard pflegt (welcher sich aber mit “y” schreibt), kann ich hier nicht endgültig klären. Aber ob die Sendebüchse etwas taugt und ob es dann zum Schluss nicht nur “oh mei, oh mei” heißt, das sollte sich feststellen lassen.

Das äußere Äußere

… ist eine praktische Transportbox aus Kunststoff, welche mit zwei sicher rastenden Verschluss-Schiebern ausgestattet wurde. Darin ist alles sicher verstaut, was zum Gig und dann auf die Ohren soll: Sender im Metallgehäuse inkl. Steckernetzteil, mobiler Empfänger für den Hosengürtel sowie ein Stereo-Ohrhörer im Aufbewahrungsbeutel. Zwei Rackmounts werden ebenfalls mitgeliefert, damit lässt sich der MEI-Sender in ein 19-Zoll Rack schrauben.

Das Gesamtsystem

… bietet 96 UHF-Kanäle (8 Gruppen à 12 Kanäle) und es können bis zu 5 Systeme gleichzeitig verwendet werden, was auch für eine größere Rockband eigentlich ausreichen sollte, da nicht jeder Musiker unbedingt einen eigenen Sender benötigt. Man kann bei Bedarf mehrere Empfänger auf einen Sender schalten, die Taschenempfänger sind für diesen Zweck auch einzeln erhältlich. Das hier getestete System ist anmelde- sowie gebührenfrei und arbeitet in den Frequenzbändern 823,000 bis 832,000 MHz und 863,000 bis 865,000 MHz. Drei wählbare Monitor-Modi (Mono, Stereo, Focus) und einstellbare EQ- und Limiter-Funktion lassen das System für alle gängigen Anwendungen geeignet erscheinen. Der Taschenempfänger läuft bis zu 12 Stunden, abhängig vom Batterie- oder Akkutyp.

Anschlüsse

… am Sender gibt es für Audio als zwei verriegelbare Kombobuchsen, welche sowohl XLR- als auch Klinkenstecker aufnehmen, ein “Pad”-Schalter schwächt bei Bedarf das Eingangssignal um 15 dB ab. Eine kleine Anschlussbuchse für das externe Netzteil sowie der Antennenanschluss vervollständigen die Rückseite. Auf der Vorderseite findet sich ein Input-Regler sowie ein regelbarer Kopfhörerausgang, der Ein-/Ausschalter sowie das Display. Das Gehäuse selbst ist aus Metall gefertigt und macht einen soliden Eindruck.


Der Taschenempfänger wirkt ebenso vertrauenerweckend, zudem ist das Batteriefach sehr einfach zugänglich. Zwei Mignonzellen (Größe AA) versorgen das Gerät mit Saft, eingeschaltet wird mit Hilfe des relativ großen Lautstärkereglers auf der Oberseite. Das Display ist zwar sehr klein, aber die dargestellten Symbole sind scharf zeichnend, es ist also recht ordentlich abzulesen.


Der Ohrhörer wird mit Hilfe eines 3,5 mm Klinkensteckers an den Empfänger angeschlossen und hat mehrere Ohrpass-Stücke beigelegt.

Im Betrieb

Der Taschenempfänger lässt sich mit Hilfe der Klammer sehr sicher an der Hose befestigen, das Display schaltet sich bei Nichtbetätigung der Schalter nach ein paar Sekunden selbständig aus, das spart Batterie.

Man kann das Signal entweder in Mono oder Stereo hören oder aber den Empfänger in die hier genannte “Focus”-Betriebsart setzen, was einem Dual Mono-Betrieb entspricht. Damit besteht die Möglichkeit, am Sender zwei unterschiedliche Signale einzuspeisen und die Lautstärkebalance dann am Empfänger selbst einzuregeln. Beispiel: Über den Aux Send 1 des PA-Mischpultes erhält der Sender am linken Eingang einen Mix aus Schlagzeug, Bass und Gitarre, über den Aux 2 am rechten Eingang den Lead-Gesang. Nun kann sich der Lead-Sänger am Taschenempfänger über die beiden Up und Down-Taster das Lautstärkeverhältnis zwischen diesen beiden Signalen selbst nach Wunsch regeln, beide Signale befinden sich in dieser Betriebsart mittig in Mono. Für mich eindeutig die beste Variante in der Praxis.

Wie klingt die MEI 1000 G2?

Hier werden sich die Geister scheiden, denn ich weiß genau, dass mein positiver Höreindruck nicht von allen geteilt wird, denn das System produziert so gut wie keine Bässe und ist leicht mittenbetont. Genau das halte ich aber für praxisgerecht, denn: Die Bässe kommen über die PA normalerweise so kräftig in den Raum, dass man sie eh gut hört bzw. spürt. Was man aber unbedingt gut wahrnehmen muss, ist der Mittenbereich, da sich hier gerade bei den Vocals so gut wie alles abspielt. Und eben der Gesang setzt sich sehr gut in den Ohrhörern durch und lässt den Sänger deutlich wissen, was er gerade tut. Es klingt nicht nach HiFi, sondern eher alles ein wenig nüchtern und sachlich, das gibt aber eine gute Sicherheit auf der Bühne. Ich finde die Abstimmung sehr gelungen.

Der Limiter

… ist bei der MEI an- und abschaltbar und verrichtet seine Arbeit relativ dezent, mir war die damit erreichbare Höchstlautstärke aber zu gering. Sobald er abgeschaltet ist, geht es um einiges mehr zur Sache, allerdings war ich nach meinem Test merklich belegt auf den Ohren. Hier muss man sich selbst disziplinieren, sonst kann dies für die Lauscher auf Dauer sehr ungesund sein.

Tragekomfort Ohrhörer

Es mag Zufall sein, aber in meine Ohren passten die Ohrstöpsel gut hinein. Allerdings ist die Abschottung nicht sehr stark, man bekommt stets seine Umwelt mit. Das halte ich aber für eher positiv, denn so eine Totalabschottung mancher extra angepasster In-Ear-Stöpsel würde mich persönlich reif für die Klapsmühle machen. Sie sitzen nicht ganz so perfekt im Ohr wie mit einer speziell angefertigten Passform, haben mir aber gut getaugt.

Für wen ist das LD Systems MEI 1000 G2 richtig?

Eines muss klar sein: Mit den teuren Sennheiser, Shure oder AKG Systemen kann und sollte man das MEI nicht vergleichen, das führt schlussendlich zur Enttäuschung, da diese Systeme auch unter sehr schwierigen Bedingungen einsetzbar sind. Beim MEI ist schon bevorzugt darauf zu achten, dass zwischen Sender und Empfänger möglichst nichts dazwischen steht und der Sender nicht ausgerechnet in der untersten Rackreihe in 20 Meter Entfernung herumlümmelt. Dann aber funktioniert es gut und zuverlässig und auch das Eigenrauschen hält sich in einem sehr vertretbaren Rahmen.

Da die oben genannten Profisysteme auch einen sehr professionellen Preis aufrufen, kam In-Ear-Monitoring für Semiprofis und Amateure bislang kaum in Frage. In diese Lücke stößt nun LD Systems vor, die mit der MEI 1000 G2 zu einem sehr günstigen Preis eine wirklich brauchbare Lösung anbieten.

Auch Berufsmusiker können theoretisch mit der MEI glücklich werden, wenn sie eine vernünftige Relation zwischen Preis und Leistung einschätzen können und von der MEI nicht die gleichen Leistungen erwarten wie von den doppelt bis vierfach so teuren Mitbewerbern. Die MEI ist gut, praxisgerecht, klingt anständig und kostet verhältnismäßig wenig. Das könnte auch bei manchem Profimucker Kaufgelüste verursachen.

Was noch besonders aufgefallen ist

Die Bedienelemente für die Setup-Einstellungen am Taschenempfänger befinden sich gut geschützt unter dem Batteriefachdeckel. So kann nicht aus Versehen während des Auftritts irgendetwas Grundlegendes weg- bzw. umgeschaltet werden.

Oft hat man bei preiswerten Geräten den Eindruck, dass alles Bessere dem Rotstift zum Opfer gefallen ist, diesen Eindruck hat man bei der MEI 1000 G2 eher nicht. Die Anschlussbuchsen am Sender sind Combo-Buchsen mit Verriegelung, das Gehäuse ist aus Metall und die Drehregler für Input und externe Kopfhörerlautstärke auf der Vorderseite laufen satt wie in Öl. Der Taschensender wirkt ebenso vertrauenerweckend und der Ohrhörer macht einen langlebigen Eindruck mit seinen gummierten Anschlussleitungen.

Entgegen dem Trend, keine gedruckten Bedienungsanleitungen mehr beizulegen, findet sich hier im Koffer ein mehrsprachiges Büchlein (inkl. deutsch), welches gut geschrieben und reichlich bebildert ist. Eine gedruckte Anleitung in der eigenen Sprache ist einfach eine schöne Sache.

Fazit

Für relativ wenig Geld erhält man mit der LD Systems MEI 1000 G2 ein solides In-Ear-Gesamtsystem mit guter Ausstattung, hoher Lautstärke und frei von klanglicher Schönfärberei. Mehrere unterschiedliche Ohrstöpsel sind mit dabei, der Tragekomfort des Ohrhörers ist dadurch sehr ordentlich. Ein solider Transportkoffer sowie Rackwinkel sind im Set mit dabei und die gedruckte, mehrsprachige Anleitung verdient auch ein Lob. Insgesamt eine runde Sache, dieses System, damit können sich auch nicht so betuchte Musiker und Bands ein praxistaugliches In-Ear-System aufbauen.

Plus

– praxisgerechter Klang ohne Schönfärberei
– einfach zu bedienen
– gut verarbeitet
– preiswert

Preis

– UVP: 329,- Euro
– Straßenpreis: 277,- Euro

Weitere Informationen zum Produkt finden Sie hier: 
http://www.ld-systems.com/in-ear-monitoring-systeme/mei-1000-g2-in-ear-monitoring-system-drahtlos/

Quelle: Amazona, Germany, 09/2014 http://www.amazona.de/ld-systems-mei-1000-g2-ear-monitoring/

Autor: Siegfried Schöbel

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