Palmer Automat – Distautowah – Testbericht von audiofanzine.fr

Wir haben den vor kurzem veröffentlichten Testbericht des Palmer Mutterstolz zum Anlass genommen, um noch einmal ein paar der Roots Effects dieses deutschen Herstellers unter die Lupe zu nehmen. Heute testen wir den Automat, ein analoges Distortion/Autowah-Pedal, das im Februar 2012 das Licht der Welt erblickte.

Deutsche Wertarbeit

Der Automat hat dieselben Abmessungen (120 x 60 x 150 mm) und das gleiche (allerdings braun lackierte) Gehäuse wie der Timepressor, mit all seinen Vor- und Nachteilen. Die Metall-Grundplatte ist auf Höhe der Ein- und Ausgangsbuchsen mit zwei Bohrungen versehen, sodass sich das Pedal auf dem Pedalboard festschrauben lässt. Außerdem schützt sie die Kabel von den Seiten und von oben.

Das unpraktische an dieser Konstruktion ist, dass sie die Verwendung von Winkelsteckern zum Anschluss an weitere Effekte erschwert: Wenn man bedenkt, dass bei dem allgemeinen Trend zu immer kleineren Effektgeräten der Automat sowieso schon recht groß ist, kostet diese Schutzvorrichtung bei der Verkabelung noch zusätzlich Platz. Mit einem Gewicht von einem Kilo wird er sich bei Anhängern des leichten Reisegepäcks nicht unbedingt Freunde machen. Der Automat ist mit acht Metall-Potis und einem robust wirkenden Schalter ausgestattet. Die Klinkenbuchsen sind ebenfalls aus Metall, was schon einiges über die Fertigungsqualität aussagt. Alles in allem macht das Pedal den Eindruck, als könne es eine Menge wegstecken.

Auf der Unterseite befinden sich ein großzügig bemessenes rutschfestes Pad und das Batterieeinschubfach für die 9 V Batterie. Wer keine Batterien mag, verwendet den Netzteilanschluss neben der Eingangsbuchse. Die rote LED rechts neben dem Fußschalter zeigt den Betriebs- sowie den Batteriezustand an. Schließlich befinden sich in der Schachtel noch das mehrsprachige Handbuch sowie zwei Plektren (eine nette Überraschung).

Superfunky

Wie bereits erwähnt kombiniert der Automat ein Autowah- (das dem Q Tron eines anderen Herstellers seltsam ähnelt) und ein Distortion-Pedal. Letzteres entspricht dem gelben Pedal der Root-Effects-Reihe mit dem „originellen“ Namen… Distortion. Jedem Effekt ist eine eigene Reihe mit Drehreglern, oder zumindest ein Teil davon, zugeordnet.

In der oberen Reihe befinden sich die Regler für den Autowah-Effekt (von links nach rechts): • Drive für die Länge/Dauer des Effekts • Q-Regler für die Bandbreite des Filters • Wet/Dry für den Anteil von Effekt- und Originalsignal (Fehlerteufel-Alarm: Die Beschriftung stimmt nicht. Es müsste Dry/Wet heißen, denn um das Effekt-Signal zu hören, muss der Regler auf „Dry“ gedreht werden.) • Und schließlich ein Dreifach-Regler (HP, BP und LP) zur Filter-Auswahl (Hochpass, Bandpass oder Tiefpass).

Die untere Reihe dient teilweise zur Steuerung des Distortion-Effekts. Ganz links finden wir den Gain-Poti für den Distortion-Pegel und den Tone-Regler für die Klangfarbe (von dumpf bis brillant). Die beiden übrigen Potis sind globale Regler: Der eine dient zum Mischen der beiden Effekte, über den anderen wird der Gesamtpegel eingestellt.

Wir hätten uns einen zweiten Fußschalter gewünscht, um die Effekte separat aktivieren zu können, was aus dem Pedal ein vollwertiges Doppeleffektgerät gemacht hätte. Damit Sie eine Vorstellung von den vielseitigen Möglichkeiten des Automat bekommen, habe ich meine Fender Telecaster Deluxe an eine Mesa Boogie Triaxis/2:90 Kombination und ein Two Notes Torpedo Live angeschlossen. Fangen wir mit den Autowah- und den klassischen Einstellungen an: Drive und Q halb aufgedreht, Wet ganz aufgedreht plus HP-Filter (die Mix- und Distortion-Sektion wurden manuell auf Bypass geschaltet). Für die nächsten beiden Beispiele haben wir jeweils einen anderen Filtertyp ausgewählt (BP bzw. LP), um den Einfluss des Filters auf den Sound beurteilen zu können.

Wie man hört, hebt der Automat dabei die Frequenzbereiche soweit an, dass der Clean-Sound etwas übersteuert. Die Filterauswahl hängt vom jeweiligen Instrument und den verwendeten Pickups ab. Für die folgenden drei Beispiele konzentrieren wir uns auf den Drive-Regler. In der ersten Aufnahme sind alle Autowah-Parameter auf ihren Maximalwert eingestellt. Ich habe dabei die mittleren zwei Saiten angeschlagen und den Drive-Poti von 0 bis zur Maximalstellung aufgedreht, mit Stopps bei 1/3, 1/2 und 2/3 des Regelbereichs. Als nächstes folgt ein Reggae-Riff mit den Regler-Einstellungen 0, 2/3 und 3/4, gefolgt von einer kleinen Funkmelodie mit aktiviertem Bandpassfilter (BP) und allen Reglern auf Maximalstellung, außer Drive, den ich auf 2/3 eingestellt habe. Der Drive-Effekt wirkt sich ab etwa der Hälfte des Regelwegs deutlich aus. Bei hartem Anschlag (besonders bei tiefen Tönen) ist der Effekt noch stärker, weil das Pedal auf die Spieldynamik reagiert.

Dann haben wir uns bei den Beispielen 7-11 den Distortion-Effekt vorgenommen, wobei wir die Filter- und Mix-Sektionen wieder manuell auf Bypass geschaltet hatten. Zunächst zwei Beispiele mit halb aufgedrehtem Tone-Regler und GAIN auf 1/3 und dann 2/3. Beim dritten Beispiel haben wir uns den Tone-Poti genauer angesehen, beginnend bei der Nullstellung, dann 1/3, 2/3 und schließlich in Maximalstellung. Der Gain-Regler blieb in der Stellung 2/3. Als nächstes ein Riff, bei dem ich beide Effekte kombiniert habe und mit dem Filter die oberen Mitten und die Höhen angehoben habe, um einen SRV-ähnlichen Sound zu erreichen (auf die Schnelle eingestellt). Wenn alle Regler voll aufgedreht sind, lässt sich der Tone-Regler kaum halb aufdrehen, ohne dass es zu Rückkoppelungen kommt, was in Beispiel 11 zu hören ist (passen Sie auf Ihre Ohren auf…) Der Distortion-Effekt ist gar nicht schlecht und reicht von dezentem Crunch bis zu ziemlich wilden und satten Zerr-Sounds. Den TONE-Regler sollte man allerdings mit Vorsicht genießen. Jenseits der Mittelstellung macht er den Sound sehr schrill und „synthetisch“.

Die letzten drei Beispiele demonstrieren, welche überraschenden Ergebnisse sich durch das Mischen der beiden Effekte erreichen lassen (der Mix-Regler ist hier voll aufgedreht). Beispiel 12 ist ein neutraler Mix mit allen Parametern auf Mittelstellung. Beispiel 13 demonstriert einen witzigen Effekt, bei dem bei aktiviertem Bandpassfilter der TONE-Regler auf 0 und die übrigen Potis auf Maximum eingestellt sind. Das letzte, an Daft Punk angelehnte Beispiel zeigt, dass sich das Pedal auch für moderne Elektro-Funk-Sounds eignet. Die klanglichen Möglichkeiten des Automat sind ziemlich umfangreich, allerdings dauert es auch eine Weile, bis man sie alle im Griff hat.

Teutonischer Groove

Wenn man den Straßenpreis von unter 120 $ in Betracht zieht, bekommt man hier ein 2-in-1-Effektpedal mit einem interessanten Preis-Leistungs-Verhältnis. Seine Robustheit und Zuverlässigkeit lassen uns die Größe, das hohe Gewicht sowie die ein oder andere konstruktionsbedingte Umständlichkeit vergessen. Lassen Sie sich nicht täuschen, denn trotz seiner deutschen Wurzeln wird der Automat Ihren Funk- und Disco-Rhythmen einen höllischen Groove einhauchen. Kamen Boney M nicht auch aus Deutschland?

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Pro:

+ Design (Steckerschutz)
+ Robustheit
+ Vielseitigkeit
+ Zwei Effekte in einem
+ Preis-Leistungs-Verhältnis

Contra:

– Design (Größe, Gewicht, kein Platz für Winkelstecker)
– ein zweiter Fußschalter wäre schön gewesen

Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.palmer-germany.com/mi/de/AUTOMAT-Verzerrer-Effekt-fur-Gitarre-PEAUTO.htm

Quelle: Audiofanzine, Frankreich, Februar 2014

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