LD Systems D1017 – Mikrofonset für Schlagzeuge – Testbericht von Sound on Sound

Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es das normalerweise auch …
Es sei denn, es handelt sich um das extrem preisgünstige 7-teilige Mikrofonset für Schlagzeug von LD Systems!

Es kommt nicht oft vor, dass ich Schlagzeugmikrofone teste, daher habe ich mich besonders auf den Test dieses LD Systems Sets von Adam Hall gefreut. Die meiste Erfahrung mit LD Systems Live-Equipment hatte ich bisher mit dem LD Systems LD1011 Kondensator-Gesangsmikrofon und den D102 DI-Boxen, die ich ursprünglich beide wegen des guten Preis-/Leistungsverhältnisses angeschafft hatte und die sich schon seit einigen Jahren und bei vielen Auftritten als robuste und zuverlässige Geräte bewähren. Das D1017 Set wird als „Schlagzeug- und Instrumentenmikrofon-Set mit Supernierencharakteristik“ beworben, was durchaus Sinn macht, da man Schlagzeugmikrofone ja auch für viele andere Instrumente mit hohem Schalldruck einsetzen kann, wie beispielsweise Blechblasinstrumente oder natürlich verschiedenste Percussions.

Tom- und Bassdrum-Mics zum Mitnehmen

Das D1017 Set enthält insgesamt sieben Mikrofone, davon fünf dynamische und zwei Kondensatormikrofone, und ist damit für die meisten Setups ausreichend. Die beiden dynamischen Mikrofone für die Toms und die Bassdrum unterscheiden sich auf den ersten Blick kaum voneinander. Insgesamt sind vier Tom-Mikrofone (Sie können also eines davon für die Snare verwenden, oder Sie setzen ein dediziertes Snare-Mikro ein und können dann noch vier Toms bestücken.) sowie ein Extra-Mikrofon für die Kick dabei, das durch einen orangen Farbring gekennzeichnet ist. Diese dynamischen Mikrofone sind mit knapp 10 cm Länge (ohne XLR-Stecker) relativ kurz und kompakt und verfügen praktischerweise über eingebaute Mikrofonhalterungen. Bei diesen gut durchdachten Halterungen sitzt das Mikrofon fest in einem mit Gummi gepolsterten Halter, wobei ein großer verschraubter Sicherungsring an der Unterseite dafür sorgt, dass das Mikrofon im Betrieb nicht herausrutschen kann. Die Halterung ist mit einer vernünftigen Klemme versehen, die mehr als genug Zug hat, um das Mikrofon in Position zu halten, und die ich auch nach mehreren Einsätzen noch nicht nachziehen musste.

Die beiden Overheads in Back-Elektret-Kondensator-Technik sind im Unterschied dazu relativ lang und sehen mit ihrem schlanken Vorderteil und ihrer Größe und Form wie Messmikrofone aus. Die beiliegenden (auch einzeln erhältlichen) Kunststoffklemmen sitzen fest am Mikrofon und rutschen selbst bei heftigen Rüttelbewegungen (habe ich selbst ausprobiert) nicht heraus. Mir gefällt auch die Rändelschraube, über die man den Winkel zum Mikrofonständer auch ohne Schraubendreher schnell einstellen kann. Das D1017 Set kommt in einem Kunststoffkoffer mit gut schließendem Deckel, den man zwar nicht mit einem Flightcase vergleichen kann, der aber für den normalen täglichen Transport und die Aufbewahrung genügend Schutz bietet. Da die Oberseite nicht einfach zu erkennen ist, würde ich raten, diese mit einem Aufkleber zu markieren, damit man ihn nicht auf der falschen Seite öffnet. Die Komponenten halten aber auch recht sicher in dem großzügig bemessenen Schaumstoffpolster mit passenden Aussparungen. Alle sieben Mikrofone machen einen gut verarbeiteten und sehr robusten Eindruck. Die Drahtgeflechtkörbe lassen sich leicht abschrauben und, was noch wichtiger ist, auch problemlos wieder befestigen. Das Metallgehäuse fühlt sich gut an und die Kapseln scheinen stabil befestigt zu sein. Meiner Ansicht nach sollte den Mikrofonen auch eine rauere Behandlung nichts anhaben können.

Praxistest

Die Tom- und Bassdrum-Mikrofone haben jeweils eine Supernieren-Charakteristik, ein technisches Datenblatt mit den zugehörigen Polardiagrammen liegt bei. Der Frequenzbereich für die Tom-Mikrofone ist mit 80 Hz bis 12 kHz angegeben, mit einer ausgeprägten Anhebung oberhalb von 3 kHz. Das Bassdrum-Mikrofon bietet erwartungsgemäß einen erweiterten unteren Frequenzbereich mit (laut Diagramm) ca. 5 dB bei 50 Hz. Die Overheads haben die gleiche gut definierte Richtcharakteristik wie die Tom- und Bassdrum-Mikrofone, jedoch mit einem für die Anwendung passenden, erweiterten Frequenzbereich mit einer langsam abfallenden Kurve im Bassbereich und einer leichten Anhebung ab 2 kHz.

Getestet habe ich das D1017 Set bei zwei Konzerten sowie bei der Aufnahme von Blechblasinstrumenten (Saxofon, Trompete und Posaune). Beim Schlagzeug hinterlassen die Mikrofone einen sehr kultivierten Eindruck und mit ein wenig EQ-Bearbeitung ließ sich ein guter satter und gleichmäßiger Gesamtsound einstellen. Der Tom-Sound variiert je nach Entfernung zur Klangquelle ein wenig. Wenn man die Mikrofone aber nah genug an der Quelle positionieren kann, ohne dass sie von den Sticks getroffen werden, funktionieren sie tadellos. Den Mittenbereich musste ich zwar ein wenig absenken, aber nach einigem Herumprobieren war ich mit dem Sound bei einem Abstand von ca. 10 cm zum FelI sehr zufrieden. Der Abstand ist vielleicht ein wenig größer, als gewöhnlich, für einen ausgewogenen Sound schien er mir aber genau richtig. Das Signal des Bassdrum-Mikrofons ist ziemlich satt, und mit etwas Geduld findet man immer eine Position für einen kräftigen und definierten Punch. Die Snare habe ich bei beiden Konzerten mit einem der Tom-Mikrofone abgenommen und damit immer einen lebendigen und sauberen Sound mit knackigen Höhen erreicht.

 

„Diese Mikrofone bieten viel mehr Leistung, als ihr günstiger Preis vermuten lässt.“

 

Da sich der Frequenzbereich von Toms und Bassdrum in den Höhen nicht sonderlich unterscheidet, kann man die Bassdrum alternativ auch mit einem der Tom-Mikrofone abnehmen und damit den Bassanteil reduzieren: Das bietet sich beispielsweise dann an, wenn der Sound insgesamt zu basslastig ist, mit dem EQ des Mischpults aber kein zufriedenstellendes Ergebnis möglich ist.

Wie bereits erwähnt, habe ich die Mikrofone auch mit Bläsern und Perkussions-Instrumenten getestet. Bei der Aufnahme von Pauken mit den Tom-Mics habe ich einen guten und warmen Sound erzielt, musste allerdings die Höhen etwas „entschärfen“.

Bei der Instrumenten-Abnahme war ich mit den Mikrofonen des D1017 Sets sehr zufrieden und dank der kompakten Abmessungen empfehlen sie sich auch für den Einsatz mit größeren Ensembles wie Jazz- oder Big Bands. Bei mir müssen die Drum-Overheads manchmal auch als zusätzliche Live-Mikrofone für Chöre oder größere Ensembles herhalten, und so kamen diese Mics zum Einsatz, als ich unerwarteter Weise einen Schulchor verstärken musste. Abgesehen davon, dass ich einen Abstand von etwa 45 cm einhalten musste, um die Plosivlaute zu eliminieren, haben die Mics dabei ihre Sache richtig gut gemacht, und als ich später den Direktmitschnitt aus dem Pult auf dem USB-Stick anhörte, klangen sie weit besser, als ich erwartet hatte, allerdings mit einer leichten Tendenz zur Höhenbetonung.

Zum Spaß habe ich dann auch noch Sprachaufnahmen mit den dynamischen Mikrofonen (Tom und Bassdrum) gemacht, und auch hier war das Ergebnis wieder besser als erwartet – sogar besser als das ein oder andere günstige Gesangsmikrofon aus meinem Verleih-Sortiment. Allerdings musste ich einen Popschutz verwenden, da die Mikrofonkörbe im Inneren keinerlei Schaumstoff- oder Stoffschicht haben. Ich würde dort als zusätzlichen Schutz für die Kapsel wahrscheinlich noch eine geeignete dünnen Schaumstoffschicht einbringen.

Vorteilspackung

Insgesamt ist das D1017 Mikrofonset für Schlagzeug ein brauchbares und durchdachtes Paket, das sich auch für die Abnahme von Instrumenten eignet. Ich persönlich schätze sowieso die Montage auf Stativen, wer Spannreifen-Klammern bevorzugt, findet in diesem Set keine entsprechende Befestigungsoption. Das Fehlen eines speziellen Snare-Mikrofons ist vielleicht ein Nachteil, aber die meisten von uns haben sowieso bereits ein bevorzugtes Snare-Mikrofon. Außerdem lohnt sich durchaus, es einmal mit einem der Tom-Mikrofone zu versuchen: Ich jedenfalls war damit für Snare und Hi-Hat durchaus zufrieden. Wenn ich bei LD in der Marketingabteilung arbeiten würde, würde ich sogar darüber nachdenken, eines der Tom-Mikrofone mit einem „Snare“-Aufkleber zu versehen.

Auf das günstige Preis-/Leistungsverhältnis hatte ich ja bereits am Anfang hingewiesen. Unabhängig von der Qualität dieser Mikrofone und davon, ob sie genau das sind, was Sie suchen – fest steht, dass es hier eine Menge Mikrofon fürs Geld gibt. Wenn man den Straßenpreis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung durch die Anzahl der enthaltenen Mikrofone teilt, kommt man auf einen Preis von 20 € pro Stück: Ich denke, diese Mikrofone bieten deutlich mehr, als ihr Preis vermuten lässt. Meine Vermieterin aus College-Tagen hatte die Angewohnheit, ständig neues nutzloses Zeug für Ihren Haushalt zu kaufen, und wenn Sie dann sah, dass wir höflich die Augenbrauen hochzogen, sagte sie nur: „Es war so billig, dass ich es mir einfach nicht leisten konnte, es nicht zu kaufen.“ Ich glaube, ich weiß jetzt, was sie gemeint hat.

Die Schlagzeugmikrofone aus dem D1017 Set versuchen nicht, als High-End-Produkte durchzugehen, aber sie funktionieren gut sind einfach lächerlich billig. Nächsten Monat werde ich eine Open-Air-Veranstaltung mischen und benötige dafür noch zusätzliche Mikrofone für Bläser und Perkussion (insgesamt ca. 30 Stück). Nachdem ich das D1017 Set ausprobiert hatte, habe ich eine kleinen Kauf getätigt und muss jetzt 7 Mikrofone weniger ausleihen.

LD Systems D1017 – 155 €

PRO • Hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis • Robuste Konstruktion • Kompakte Tom-Mikrofone • Gute Performance

CONTRA • Tom- und Bassdrum-Mikrofone würden von einer Schaumstoffschicht im Mikrofonkorb profitieren • Transportkoffer hat keine eingebaute, voll ausgestattete Mini-Bar mit Kühlschrank (tja, was soll man bei diesem Preis auch sonst schreiben?)

ZUSAMMENFASSUNG

Ein durchdachtes, praktisches, hochwertiges und vor allem günstiges Mikrofon-Set für Schlagzeug und andere Instrumente.

Weitere Produktinformationen:
http://www.ld-systems.com/en/microphones/d-1017-set-microphone-set-for-drums-7-piece/

Quelle:
Sound on Sound – England, 2013
http://www.soundonsound.com/
Autor: Mike Crofts

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