Macht nicht nur die Mutter Stolz – Palmers neues Verzerrer-Pedal – Testbericht von bonedo.de
Der Palmer Mutterstolz im bonedo-Test – Während andere Hersteller ihre Zerrpedale Totenschläger, Röttweiler oder Pisdiyauwot nennen, geben sich die Kollegen aus dem hessischen Neu-Anspach überaus bescheiden, ja fallen sogar komplett ins Gegenteil: Ihr neuestes Produkt, ein Verzerrer, hört auf den Namen Mutterstolz.Vielleicht hat das Ganze ja auch strategische Gründe, immerhin macht sich Mutterstolz auf der Weihnachtswunschliste wesentlich besser als zum Beispiel Totenschläger.
Die Frage ist also, welche Mütter sich über einen solchen Zerrkasten freuen können und mit welchen Kunststücken er sie wohl stolz machen kann.
Details
Gehäuse/Optik
Der Mutterstolz ist aus stabilem Stahlblech gefertigt und besteht aus einer Konstruktion von zwei ineinander verschraubten, u-förmigen Teilen, bei der das Unterteil mit den Seitenwänden etwas länger ausfällt und nach vorne übersteht. Das Pedal hat dadurch zwar eine größere Grundfläche, aber dieser zusätzliche Raum wird sowieso benötigt, denn dort sind sämtliche Anschlüsse (Input, Output, Netzteilbuchse) angebracht. Das längere Bodenblech bietet zudem zwei große Vorteile. Zum einen kann das Pedal über zwei Löcher am Effektboard verschraubt werden, und zusätzlich schützen die verlängerten Seitenteile die Stecker etwas besser vor unkontrolliert auftretenden Mitmusikern.
Das Pedal ist farblich in Weiß/Braun gehalten und hat sämtliche Bedienelemente auf der Oberseite. Hierzu zählen vier Regler in der obersten Reihe und ein Schalter unten rechts. Die Statusanzeige erledigt eine kleine LED, die bei aktiviertem Effekt rot leuchtet, im Bypass-Modus gibt es grünes Licht. Zum Thema Bypass gibt es noch zu vermelden, dass unser Testkandidat mit einer True Bypass Schaltung ausgestattet ist, das Eingangssignal wird also direkt an den Ausgang weitergeleitet, wenn der Verzerrer nicht aktiv ist.
Das Herzstück des Mutterstolz ist eine ECC83 Röhre, die auch optisch hinter einer kleinen roten Plexiglasabdeckung in Szene gesetzt wird. Für die Röhrenschaltung wird etwas mehr Spannung benötigt, mit den herkömmlichen 9 Volt kommt man hier nicht aus. Das Gerät muss mit 12V Wechselstrom betrieben werden und schluckt für ein Zerrpedal mit 370 mA auch entsprechend viel Strom. Batteriebetrieb ist also keine Option, allerdings spendiert der Hersteller das passende Netzteil. Wer das Gerät im Pedalboard mit einer Multi-Stromversorgung speisen möchte, sollte sich vorher versichern, dass das durstige Muttersöhnchen auch standesgemäß versorgt werden kann. Stabil stehen kann er auf jeden Fall, denn die komplette Unterseite ist mit einer dicken Gummierung ausgestattet. Die komplette Hardware macht einen sehr soliden Eindruck und wird dem guten Ruf von Palmer gerecht, stabile Geräte für den bedingungslosen Live-Einsatz zu bauen.
Bedienung
Zur Einstellung des Zerrsounds stehen vier Regler mit den Bezeichnungen Destruction, Dirt, Color und Mother zur Verfügung. Destruction und Color kann man fast schon erahnen, hier geht es um den Verzerrungsgrad und die Klangfarbe. Dirt ist für den Dreck im Charakter des Zerrsounds zuständig, bei höheren Werten werden Obertondichte und Sustain angehoben. Genaueres dazu werdet ihr selbstverständlich im Praxisteil zu hören bekommen. Regler Nummer vier spiegelt das wahre Leben wieder, denn die Mutter hat immer das letzte Wort, und entsprechend wird mit dem Mother-Regler auch die Endlautstärke eingestellt.
Praxis
Mamas Liebling hat sich den Röhrensounds gewidmet und dementsprechend ist auch die Klangausbeute. Wer ein Gainmonster mit endlosem Sustain benötigt, wird hier nicht fündig, soviel schon mal vorab. Dafür gibt es aber einen sehr facettenreichen Zerrsound von der leichten Übersteuerung bis zum dicken Rockbrett. Eine gute Performance bietet hier der Dirt-Regler, und damit hebt sich der Mutterstolz auch von den „Standard“-Zerrern ab. Dreht man ihn ganz zurück, erzeugt das Pedal einen sauberen Overdrive Sound, dessen Verzerrungsgrad mit dem gut ausgeloteten Regelweg des Destruction-Reglers einstellbar ist. Mit geringem Dirt-Anteil sind auf diese Weise schöne Blues- und Crunchsounds möglich.
Etwas heftiger wird es, wenn man den Schmutz-Anteil erhöht. Bei maximaler Zerre und Dirt kommen wir dann schon fast in die Fuzz-Abteilung, der Mutterstolz klingt dabei eher wie ein Amp, bei dem ein Röhrentausch schon längst fällig wäre. Eine leicht kratzige Verzerrung, die von einigen Gitarristen wegen des unverwechselbaren raubeinigen Sounds geliebt wird, aber ohne die Panik, dass der Verstärker gleich seinen Geist aufgibt. Diese beiden Sounds, leichte Übersteuerung und der „Röhrenkratzfuzz“ sind die beiden Extreme, die der Mutterstolz im Angebot hat. Alles, was dazwischen liegt, ist machbar, vom amtlichen AC/DC Rhythmusbrett über den dreckigen Crunchsound bis zum Leadsound mit etwas mehr Gain.
Durch das Aufdrehen des Dirt-Reglers wird der Klang zwar dichter und generiert eine Ecke mehr Sustain, aber wir bewegen uns immer noch im oberen Mid Gainbereich. Das Kompressionsverhalten ist auch bei hohen Einstellungen nicht zu heftig, das Pedal klingt luftig und überrascht mit einer extrem guten dynamischen Ansprache. Selbst bei hoher Verzerrung lässt sich der Zerrgrad immer noch mit dem Anschlag modellieren. Mit dem Color Regler lässt sich auch die Klangfarbe sehr gut dosieren, die Bandbreite ist so gewählt, dass selbst bei weit aufgedrehtem Regler der Sound nicht unangenehm beißend aus den Speakern kommt.
Hörbeispiele
Mittlere Einstellung aller Regler, zuerst leicht angeschlagen, dann hart:
http://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/palmer-mutterstolz-test/2.html
Fazit
Mutter kann tatsächlich stolz auf ihren Kleinen sein. Er macht seinen Job gut und versorgt den Gitarristen mit Zerrsounds, die mit Klangvielfalt und einer guten dynamischen Ansprache punkten. Das kommt nicht von ungefähr, denn der robuste Kasten kann eine Röhrenschaltung mit integrierter ECC83 aufweisen und bietet auch das für einen Glaskolben typische Spielverhalten. Der Klang wird mit den drei Standard-Regelmöglichkeiten für Verzerrungsgrad, Klangfarbe und Lautstärke eingestellt, ein Regler mit der Bezeichnung Dirt bietet zusätzlich fein dosierbar die gewünschte Portion Schmutz. Damit hat der Mutterstolz natürlich ein As im Ärmel, das eine sehr flexible Klanggestaltung erlaubt. Er ist nicht unbedingt erste Wahl für die HiGain- und Metal-Fraktion, wird aber vor allem die Gitarristen glücklich machen, die auf einen knackigen Röhrensound stehen.
Pro
Verarbeitung
Klangvielfalt mit Destruction- und Dirt-Regler
dynamische Ansprache auch bei hohem Gain
Sound
Contra
12 V Anschluss
hoher Stromverbrauch für ein Zerrpedal
Technische Daten
Hersteller: Palmer
Modell: Mutterstolz
Typ: Distortion Effektpedal für Gitarre
Regler: Destruction, Dirt, Color, Mother
Röhre: ECC83
Anschlüsse: Input, Output
Stromverbrauch: 370 mA
Spannung: 12V AC (Netzteil im Lieferumfang)
Maße: 120 x 150 x 60 mm (B x T x H)
Gewicht: 0,84 kg
Preis: 128,00 Euro UVP
Alle Informationen zum Produkt finden Sie hier:
http://www.palmer-germany.com/mi/de/MUTTERSTOLZ-Tube-Distortion-Pedal-PEMUTT.htm
Quelle: www.bonedo.de, Deutschland
Autor: Thomas Dill
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