Palmer Drei – Die Kraft der drei Röhren – Testbericht von Delamar.de
Im Palmer Drei Testbericht steht ein ungewöhnliches Konzept auf dem Prüfstand, beherbergt es doch gleich drei separate Endstufen mit unterschiedlichen Röhren. Der Klang des Gitarrenverstärkers lässt sich dann stufenlos nach eigenem Geschmack mischen – wie gut das klingt und was dieser Röhren-Amp sonst noch zu bieten hat, erfährst Du hier.
Was ist es?
Der als »3-fach Eintaktverstärker« bezeichnete Palmer Drei bietet passenderweise drei Endstufen. In diesen steckt jeweils eine Single-Ended-Röhrenschaltung (Class A) mit je 5 Watt, die für ein direktes Spielgefühl, sehr dynamisches Ansprechen und natürlich klingende Verzerrung sorgen soll. Die Endstufen können mit unterschiedlichen Röhren bestückt werden und damit verschiedene Klangcharakteristika erzeugen; standardmäßig verbaut sind je eine EL84, 6V6 und 6L6. In der Vorstufe steckt eine Röhre vom Typ ECC83. Sie lässt sich mit zwei Reglern sättigen, einer davon ist für die Höhen zuständig.
Das Gehäuse des Topteils ist aus 2,5 mm dickem Stahlblech gefertigt. Es misst 39 x 25 x 23 cm und bringt knapp 15 kg auf die Waage.
Der aktuelle Straßenpreis beträgt 998,- Euro (inkl. MwSt.).
Palmer Drei Testbericht
Erster Eindruck und Verarbeitung
Das Design würde sicher auch Dieter Rams ein zufriedenes Nicken abringen, schlichte, wohlproportionierte Eleganz und Nüchternheit ist angesagt. Sehr erfrischend ist die Beschriftung des Frontpaneels – sämtliche Begriffe sind in deutscher Sprache zu lesen. Mein Favorit: »Lampe«.
Die Verarbeitung ist am Preis gemessen auf höchstem Niveau: Alles sitzt fest aneinander, die Materialien lassen keine Wünsche übrig. Bis auf die Winzigkeit, dass der Abstand zwischen den drei Endstufenreglern aufgrund der geringen Abmessungen recht gering ausfällt, und damit die Klangregelung mit großen Händen also etwas fummelig gerät, ist auch haptisch alles in Butter. Der Trageriemen ist für zarte Finger etwas kantig, aber noch ausreichend gut greifbar. Gerne sehe ich, dass ein zwei Meter langes Klinkenkabel für den sofortigen Anschluss von Gitarre oder Bass im Lieferumfang enthalten ist.
Nett: Das in englischer und deutscher Sprache verfasste Handbuch enthält eine Sektion, in der Du die Einstellungen für die Regler findest, mit denen Du die typischen Klänge verschiedener Genres hinbekommst. Auch sonst ist ein Blick in das Manual sehr empfehlenswert.
Details zum Palmer Drei
Wie eingangs angesprochen, kannst Du mehrere Arten von Röhren in die Endstufen stecken – EL84, 6L6, 6V6, KT90, KT77 und EL34 sind möglich. Das dürfte für genug Spielraum sorgen, wenn Du einen ganz bestimmten Sound im Sinn hast.
Am Frontpaneel finden sich links zunächst zwei Sättigungsregler für die Outputs der beiden Preamps, mit denen die Endstufenröhren gespeist werden, wobei Du mit »Höhen« jene Vorstufe regelst, die sich den oberen Frequenzen annimmt. Es folgt der Regler »Klang«, welcher sich ähnlich wie der des Tone-Reglers einer Gitarre verhält, also einen Tiefpassfilter beinhaltet. Im Verbund mit der weiter unten beschriebenen Röhrenmischung ergibt das eine sehr beachtliche klangliche Flexibilität.
Im Kanal Eins steckt die EL84, die mit prominenten Höhen und knackigen Mitten aufwartet. Kanal Zwei wird von einer 6L6 befeuert und liefert wärmere, dickere Sounds – gerade für Blues prima. Der Kanal Drei mit der verbauten 6V6 sorgt für tieffrequenten Punch, wobei die Höhen dennoch zu ihrem Recht kommen. Die Unterschiede sind schnell hörbar und ermöglichen ein breites klangliches Spektrum – gerade wenn sie gemeinsam genutzt werden.
Die eigentliche Attraktion des Palmer Drei ist das Trio mit den Master-Reglern für die drei Endstufen. So kannst du die Ausgangslautstärken der EL84, der 6L6 und der 6V6 stufenlos vermischen, um einen hybriden Klang nach Gusto zu erzeugen. Durch die unterschiedlichen Charaktere dieser drei Röhren sind vielfältige Klangschattierungen möglich, sehr fein!
Sehr schade ist, dass kein Master-Regler in das Design des Gitarrenverstärkers integriert wurde. Eine abschließende Lautstärkenregelung, nachdem der Klang geformt wurde, ist also leider nicht möglich. Das bedeutet leider auch, dass der Amp für maximale Zerrgrade entsprechend laut wird. Und das ist klar erst nach der Zimmerlautstärke möglich. Durch seinen einkanaligen Aufbau werden die meisten Gitarristen ohnehin die Verwendung eines Verzerrungs-Pedals in Anspruch nehmen.
Rückseitig findest Du die Buchse für das mitgelieferte Kaltgerätekabel, drei Klinkenausgänge mit Ausgangsimpedanzen von 4,8 und 16 Ohm sowie einen kleinen Schalter zum Spannungswechsel zwischen 115 und 220 Volt. Hier vermisse ich Buchsen, um einen Effektloop zu erstellen. Beim aufgerufenen Kaufpreis von knapp 1.000 Euro wäre das meiner Ansicht nach auch nicht zu viel verlangt – Purismus hin oder her.
„Sound im Palmer Drei Testbericht“ – Die Soundbeispiele finden Sie hier: http://www.delamar.de/test/palmer-drei-testbericht/2/
Pro:
+ Klangmischung aus drei Röhrenendstufen
+ Sättigungsregler für zusätzliche Klangformung
+ Hochdynamisches Ansprechverhalten
+ Sehr gut verarbeitet
Contra:
+ Kein Master-Regler
+ Kein Effektloop
Fazit zum Palmer Drei Testbericht
Der Palmer Drei überzeugt mit den zahlreichen klanglichen Nuancen, die sich dank dreier mischbarer Röhrenendstufen erzielen lassen. Und da sich die Röhren durch andere Modelle ersetzen lassen, erwartet dich eine ungeahnte Flexibilität, die das hochdynamische Ansprechverhalten der Single-End-Schaltungen wunderbar ergänzt. Das Ganze wird noch gesteigert durch die beiden Regler zur frequenzspezifischen Sättigung.
Für den Proberaum und Auftritte an kleineren Veranstaltungsorten ist die Lautstärke ausreichend, insbesondere wenn alle drei Röhren in die Klangmischung einfließen. Als perfektes Einsatzgebiet für den Amp erscheint mir jedoch das Studio – all die klanglichen Nuancen und die gebotene Spieldynamik, die erzielt werden können, sind fast zu schade für die Wiedergabe über eine schnöde PA-Anlage. Dazu kommt, dass der klanglichen Flexibilität der einkanalige Aufbau gerade für live entgegensteht.
Die Verarbeitung ist als sehr gut zu bezeichnen. Alle Komponenten, die Wahl der Materialien und die Zusammensetzung sind einwandfrei. Das Design ist natürlich Geschmackssache, jedenfalls setzt die Formensprache schon mal ein klares Statement. Und das gefällt mir.
Schade, dass der Minimalismus dieses Amps dann doch so konsequent durchgezogen wurde, dass es keine Möglichkeit zum Einschleifen von Effektgeräten gibt. Auch ein Master-Regler zur finalen Lautstärkekontrolle ist nicht integriert. Angesichts des geforderten Kaufpreises hätte ich mir diese Features jedenfalls sehr gerne gewünscht, da bieten andere im selben Segment mehr Möglichkeiten.
Alles in allem haben wir es mit einem klanglich hervorstechenden, hochflexiblen und sehr dynamisch klingenden Amp zu tun, der sehr puristisch daherkommt – das hat für den einen seinen Reiz, ist aber für den anderen vielleicht auch der kleine Haken am Angebot. Und so gibt es schlussendlich vier von fünf Punkten im Palmer Drei Testbericht auf delamar.
Auf einen Blick
Palmer Drei Testbericht
„Die Mischung dreier Röhrensounds spielt vor allem Studiomusikern, die genaue Vorstellungen von ihrem Sound haben, in die Karten.“
Wichtigste Merkmale:
– Gitarrenverstärker (Topteil)
– Eine Röhrenvorstufe (1x ECC83)
– Drei Röhrenendstufen (1x EL84, 1x 6V6 und 1x 6L6)
– Single-Ended-Schaltungen (Class A)
– 3×5 Watt
Für wen:
Gitarristen, die pure Röhrenklänge in allen denkbaren Kombinationen und ein dynamisches Ansprechverhalten suchen.
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Quelle: Delamar.de, Deutschland 2013: http://www.delamar.de/test/palmer-drei-testbericht/
Autor: Carlos San Segundo
Alle Informationen zum Palmer Drei finden Sie hier:
http://www.palmer-germany.com/mi/de/DREI-3-fach-Eintaktverstarker-PDREI.htm
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