Palmer Fab 5 – Hessische A-Klasse – Testbericht von bonedo.de
Der Palmer Fab 5 im bonedo-Test – Der Boom kleiner Röhrenamps in Class A Technik ist offensichtlich noch weit davon entfernt, sich abzuschwächen, und kaum ein Hersteller, der nicht dabei sein will. Auch die Entwickler von Palmer aus dem hessischen Neu Anspach möchten uns den Herbst dieses durchwachsenen Jahres mit einem solchen verschönern und präsentieren den FAB 5 Vollröhren-Combo.
Nachdem diverse Produkte der Marke bei unseren Tests durchweg gute Noten einfahren konnten, ist die Erwartungshaltung verständlicherweise recht hoch. Ob der Fab 5 tatsächlich in die Fußstapfen seiner Geschwister treten kann?
Details
Gehäuse/Optik
Optisch gibt es schon vorab einen erhobenen Daumen, denn der Fab 5 kommt in einem smarten Retro-Design mit beigefarbenem und hellbraunem Bespannstoff, kombiniert mit einem schwarz lackierten Holzgehäuse. Das Ganze sieht aber keinesfalls aus, als sei es krampfhaft auf 50er-Jahre-Retro getrimmt, sondern hat ein eigenständiges Erscheinungsbild, was durchaus Geschmack beweist. Dazu kommt die Bauweise, bei der Palmer nichts anbrennen lässt: Amtliche Bauteile, alle Schalter und Regler sind von hoher Qualität und werden mit Sicherheit viele Jahre ihrem Besitzer treue Dienste leisten. Der Amp bietet fünf Watt Endstufenleistung und zur Schallübertragung findet man im Inneren des geschlossenen Gehäuses einen 10“ Ragin Cajun Speaker von Eminence. Für die Class A Röhrenpower sorgen eine 12AX7 in der Vorstufe und eine 6V6 in der Endstufe. Als Gleichrichterröhre dient eine EZ81. Natürlich hat so ein massiv gebauter Röhrenamp, so kompakt er auch ist, einen kleinen Nachteil: Der Kasten ist kein Leichtgewicht! Oder, um es etwas positiver auszudrücken, ist er für sein Gewicht etwas zu klein geraten. Bei den Maßen von 360 x 345 x 230 mm bringt er saftige 10 Kilo auf die Waage, lässt sich aber noch angenehm am breiten Kunstledergriff auf der Oberseite tragen. Für rutschfesten Halt sorgen vier große Gummifüße.
Bedienfeld
Der Fab 5 wird von oben bedient (Toploader), was auch bei seiner Größe am praktikabelsten ist. Auf dem grau lackierten Paneel sind außer dem Power-Schalter, der großen Status-LED und der Eingangsbuchse auch die drei Regler Volume, Tone und Boost im Einsatz.
Die Endlautstärke wird mit dem Volume-Regler gesteuert, bei höheren Einstellungen sind auch schon leichte Zerrsounds möglich.
Wer gerne mehr davon hat, legt mit dem Boost-Regler noch eine Schippe drauf und hebt so Verzerrung und Lautstärke zusätzlich an. Der Tone Regler, bei dem es sich um eine Höhenblende handelt, bestimmt den Klang.
Rückseite
Die Boost-Funktion ist normalerweise aktiv, sie lässt sich aber auch per Standard-Fußschalter (nicht im Lieferumfang) ein- und ausschalten – den Anschluss findet man auf der Rückseite. So ist es auch möglich, einen eher unverzerrten Ton für Rhythmuspassagen einzustellen und bei aktiviertem Boost etwas Feuer in den Solo-Zerrgrad zu legen. Ebenfalls auf der Rückseite besteht die Möglichkeit, eine externe Lautsprecherbox (8 Ohm) anzuschließen, dabei wird allerdings der interne Speaker stummgeschaltet. Der Fab 5 verfügt über eine Powersoak-Funktion, mit der die Leistung in drei Stufen eingestellt werden kann, und auch hier zeigen sich die Entwickler sehr praxisorientiert und geben direkt Empfehlungen für den Anwendungsbereich: Full, Room und Bedroom sind klare Ansagen und für einige unter uns einleuchtender als simple Wattangaben;-).
Praxis
Der Amp ist mit seinen drei Reglern kinderleicht zu bedienen, ein Blick in die Bedienungsanleitung ist nicht unbedingt notwendig. Trotzdem möchte ich ihn empfehlen, denn dort gibt es einiges Wissenswertes über Class A Schaltungen und Gleichrichterröhren zu lesen.
Wie wir inzwischen wissen, kann ein 5-Watt-Amp einen satten Schalldruck generieren, und so sieht es auch beim Fab 5 aus: Mit Full Power bestreitet der kleine Brüllwürfel auch eine leise Bandprobe. Die Cleanreserven gehen aber über die gehobene Zimmerlautstärke nicht hinaus. Mit einer Single Coil Gitarre erhält man bei abgedrehtem Boost und Volume bis 12 Uhr noch einen unverzerrten Ton, danach wird es angenehm schmutzig. Hier ist erst einmal der unverzerrte Sound mit der Strat.
Hörbeispiele unter:
http://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/palmer-fab-5-test/2.html
Wichtig: Die Angaben zu den Reglereinstellungen entsprechen den Zahlen auf dem Bedienfeld (0 bis 10):
Clean
Der Amp hat eine sehr gute und direkte Ansprache, auch das Dynamikspektrum ist recht breitbandig aufgestellt. Man kann wunderbar mit dem Anschlag an der Gitarre variieren, der Verstärker folgt auf Schritt und Tritt. Das ist schon ansatzweise beim vorangegangenen Beispiel hörbar, mit angezerrtem Sound wird es aber noch wesentlich deutlicher. Die nächste Akkordfolge habe ich in vier Runden gespielt: Zuerst leicht mit dem Daumen angeschlagen, danach leicht mit dem Pick nah am Hals. Im dritten Durchgang bin ich mit dem Pick mehr zum Steg gegangen und habe dort leicht angeschlagen, zum Schluss an gleicher Position hart. Jede Veränderung im Sound ist deutlich auszumachen.
Dyna Pick
Die maximale Zerre mit einer Singlecoil-Gitarre gibt es im nächsten Beispiel, dazu habe ich Volume und Boost voll aufgedreht. Ergebnis: Der Fab5 rockt standesgemäß.
Max Gain Strat
Jetzt widmen wir uns den Humbucker-Gitarren, die Les Paul wird ausgepackt und bei gleicher Einstellung kommt folgender Sound aus dem Speaker:
Max Gain Les Paul
Der Amp ist dabei in einer kernigen Endstufenzerre mit gutem Kompressionsverhalten. Das ist das brachialere Ende der Fahnenstange, MidGain-Sounds mit gutem Sustain und klarer Lead-Tauglichkeit. Was man aber mit dem Fab 5 besonders gut einstellen kann, sind in Kombination mit Boost und Volume sehr unterschiedliche Facetten von Zerrsounds. Bei höheren Volume-Settings schmatzt die Endstufe, Crunchsounds kommen sehr gut bei niedrigerem Volume und höherem Boost. Hier sind zwei Beispiele mit unterschiedlichen Volume-Boost-Einstellungen.
Overdrive 1
Overdrive 2
Mit dem Tone-Regler sind weitere Feinabstimmungen möglich, allerdings keine extreme Klangverbiegungen, die auch dem Charakter und dem Konzept des Amps widersprechen würden. Hier geht es dezent und musikalisch zur Sache, der Ton ist weicher bei komplett abgedrehtem Tone-Poti, aber nicht muffig. Das andere Extrem, Tone auf Rechtsanschlag, hat zwar schneidende Höhen im Gepäck, ist aber nicht bissig. Für mein Ohr eine sehr homogene Abstimmung. Das trifft auch auf den Grundsound zu, der über den Frequenzbereich sehr ausbalanciert ist.
Fazit
Der Palmer Fab 5 trägt seinen Namen zu Recht und räumt deshalb auch alle fünf Sterne ab. Grund dafür ist das Gesamtpaket, das man für weniger als 500 Euro erstehen kann. Der Amp ist solide und mit amtlichen Bauteilen verarbeitet, die eine lange Lebensdauer garantieren. Die fünf Watt Leistung machen ordentlich Dampf, sodass er auch eine dezente Probe bestreiten kann. Wer die Endstufenzerre zu Hause genießen möchte, kann die Leistung von voller Power auf Wohnzimmer- und Schlafzimmer-Lautstärke drosseln. Sound, Ansprache und Dynamikverhalten sind exzellent und Overdrive-Gourmets kommen voll auf ihre Kosten, denn vom leicht angezerrten Ton bis zum Mid Gain Brett ist einiges möglich. Dabei lassen die drei Regler die Soundeinstellung in sehr feinen Abstufungen zu, die Boost-Funktion kann zusätzlich per Fußschalter abgerufen werden. Sowohl als Übungs- wie auch als Studioamp macht er eine sehr gute Figur, und schließt man ihn an eine größere Box an, bietet er noch ein Quäntchen mehr Druck.
Pro
Sound
feine Einstellmöglichkeiten des Overdrive-Sounds
Verarbeitung, Bauteile
Dynamik, Ansprache
Power Attenuator
Schalldruck
Contra
–
Alle Informationen zum Produkt finden Sie hier:
http://www.palmer-germany.com/mi/de/Produkte/Gitarrenverstaerker/FAB-5-Vollrohren-Gitarren-Combo-5W-PFAB5.htm
Quelle: www.bonedo.de, Deutschland
Autor: Thomas Dill
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