LD Systems – MAUI 28 „Steckerfertig“ – Testbericht von Soundcheck
Alles wird kompakter, alles wird modularer und im Idealfall wollen wir doch ein Optimum mit möglichst wenigen Handgriffen erreichen, oder? Smartphones mit One-Knob-Logic, Browser mit Single-Button-Autocomplete, Hotswap-fähige Peripherie am Computer und eine Auto mit Tiptronic statt Gaspedal und Kupplungsschaltung. Plug and Play war gestern, heute geht alles auf Knopfdruck! Fast alles – denn beim LD Systems MAUI 28 wird immer noch erst gesteckt –, aber dann läuft alles wie geschmiert.
Irgendwie hat damals alles mit Bose angefangen – eine ominöse Säule und ein Subwoofer, fertig war das neuzeitliche Beschallungskonzept. Anfangs von vielen belächelt, mauserte sich zusammen mit den neuen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Line Arrays aber doch sehr schnell eine neue Gattung von Beschallungssystemen – die Säulensysteme. Mit der Zeit wurde die Technik verfeinert und immer mehr Elektronik hielt Einzug.
Wir haben es heute mit einem brandaktuellen Vertreter dieses Gebiets zu tun, so brandaktuell, dass wir euch das Testsystem sogar noch deutlich vor der Markteinführung präsentieren können. Wer es live erleben möchte, der muss sich leider noch bis Mitte August gedulden, wer die Spannung nicht aushält, der sollte hier weiterlesen!
Unser heutiger Testkandidat erscheint auf den ersten Blick jedenfalls schon mal schön kompakt.
Auf der Materialseite haben wir es mit dem klassischen Werkstoff Multiplex zu tun, dieses Material kommt beim Subwoofer des Systems zum Einsatz. Sauber verarbeitet, mit einer stylischen Formgebung versehen und mit solidem Strukturlack überzogen, beherbergt der Subwoofer des LD Systems MAUI 28 Systems zwei Acht-Zöller in V-Anordnung. Ein Anschlussfeld mit Endstufen dahinter gehört ebenfalls zum Subwoofer, hier macht das MAUI 28 also erst mal keine Ausnahme im Vergleich zu vielen anderen herkömmlichen Systemen.
Aber warum auch das Rad neu erfinden wollen – diese Aufteilung hat sich doch bewährt. Deutlich interessanter ist da schon die Anordnung der Treiber im Subwoofer. Auf Grund der V-förmigen Anordnung der Lautsprecher schließen die Treiber ein definiertes Luftvolumen vor sich ein, welches durch die Auslenkung der Membranen entsprechend bewegt wird. Man erhofft sich bei solchen Konstruktionen eine verbesserte Ankopplung der Schallwellen an die Umgebung, da – nicht wie bei einer herkömmlichen Box – direkt das gesamte Luftvolumen davor angeregt werden muss, sondern das definierte Volumen erst mal ein kalkulierbares Polster bildet und somit die Box von den Entwicklern besser abgestimmt werden kann. Physikalisch betrachtet ähnelt das einem Bandpass – und auch diese Variante des Basslautsprechers hat sich ja bereits bewährt. Zusätzlicher Nutzwert der ganzen Sache: Das Gehäuse wird dank geringerem Platzbedarf auf der Schallwand auch noch handlicher. Apropos handlich, unserem Testsystem lag löblicherweise ein praktisches Rollbrett und eine Schutzhülle bei. Gut so!
Werfen wir einen zweiten Blick auf die Säule – besser gesagt die Säulen, denn der Aufbau für ein MAUI 28 System ist zweigeteilt.
Im unteren Modul stecken im schlanken Aluminiumprofil, mit Schutzgitter davor, insgesamt acht der sechzehn 3-Zöller, im oberen Teil der Säule weitere acht 3-Zöller und ein Hochtontreiber mit Horn. Auf den ersten Blick sehen beide Elemente identisch aus, es besteht aber trotzdem keine Verwechslungsgefahr beim Aufbau – denn schließlich gehört das Horn nach oben. Die beiden Bestandteile der Säule sind durch römische Ziffern auf der Rückseite eindeutig gekennzeichnet. Doch damit nicht genug: Über eine mehrpolige Steckverbindung werden die Komponenten angedockt. Mittels einer elektronischen
Logik erkennt das Endstufenmodul im Bass, ob die beiden Teile der Säule richtig rum zusammengesteckt sind. Die „Locked“- LED leuchtet erst dann auf, wenn alles sitzt und auch erst dann schaltet die Schutzschaltung die Säule elektrisch zu. Mechanisch erfolgt die Verbindung zwischen den Bestandteilen der Säule und dem Subwoofer über jeweils vier solide Stahlstifte, die für sicheren Halt und ein sauberes Zusammenstecken sorgen. Das Ganze sieht also nach einer überzeugenden Ingenieurlösung aus.
Grau ist aber jede Theorie, wir machen den Selbstversuch.
Tatsächlich Klappt das Ganze ausgesprochen gut, lediglich die mechanische Verbindung zwischen den Bestandteilen der Säule und dem Subwoofer läuft anfangs noch etwas schwergängig. Jedoch kein Grund zur Klage, ich nehme an, es handelt sich dabei um Anlaufschwierigkeiten – im Laufe der Zeit wird sich das schon einspielen. Sicher und stabil ist die Verbindung auf jeden Fall und bei einem beabsichtigten, falschen Zusammenstellen der Komponenten quittiert das System tatsächlich mit Stille aus der Säule den Dienst.
Auch beim – ebenfalls beabsichtigten – unsauberen Zusammenstecken der beiden Säulenteile erklingt kein Ton aus der gesamten Säule. Also auch hier tut die Logik, was sie tun soll. Bevor wir zu den Hintergründen und zur Antwort auf die Frage „Warum das nun so wichtig ist“ kommen, notieren wir zunächst noch einen Pluspunkt: Die Säule ragt mit dem Hochtöner locker über die Ohrhöhe des durchschnittlichen Mitteleuropäers. So solls sein, denn beim Beschallen eines Publikums sollte – um auch weiter hintenstehende Gäste mit Sound zu versorgen – der Hochtonbereich eher von oben abgestrahlt werden.
Die Entwickler des MAUI-Systems haben sich einen interessanten Kniff einfallen lassen, um die Abstrahlungseigenschaften der Säule bestmöglich zu optimieren.
Wie ihr in unserem Infokasten zur Zylinderwelle genauer nachlesen könnt, spielen bei solchen Linienstrahlern die Länge der Schallzeile und der Abstand der einzelnen Treiber eine wichtige Rolle. Zudem ist für die Wiedergabe tiefer Frequenzen mehr Membranfläche notwendig, als für die Wiedergabe hoher Frequenzen gebraucht wird. Vereinfacht gesagt heißt das, je höher die Frequenz im Mitteltonbereich, desto weniger von den 3-Zöllern des MAUI 28 Systems werden eigentlich benötigt. Konsequenterweise haben die Entwickler bei LD Systems darum auch die Arbeitsbereiche der Säulen in verschiedene Bereiche unterteilt.
In den tieferen Lagen arbeiten alle Treiber, zu den höheren Lagen hin sind immer weniger Treiber in Betrieb. So schafft man den optimalen Kompromiss zwischen der notwendigen Länge der Schallzeile, der notwendigen Membranfläche und den maximal möglichen Abständen der beteiligten Treiber zueinander. Was – zugegeben – ziemlich kompliziert klingt, muss selbstverständlich auch in der Praxis funktionieren, darum wird’s jetzt Zeit dem LD Systems MAUI 28 mal auf den akustischen Zahn zu fühlen. Wir hören rein.
Gefüttert mit Konserve und draußen auf dem Hof aufgestellt geht’s los mit der Hörsession.
Der erste Eindruck gefällt, so viel schon mal vorne weg. Keine Spur vom gewohnten Hornsound einer PA, dafür saubere und reichliche Mittenanteile. Auch die Höhen können gefallen und strahlen trotz des vergleichsweise winzigen Horns recht sauber ab. Der Bass darunter grummelt unauffällig, aber vorhanden vor sich hin und passt ins akustische Gesamtbild. Stimmen klingen angenehm voll und mit guter Durchsetzungskraft. Machen wir mal lauter – und stellen beim Weg in Richtung der LD Systems MAUI 28 Säule eine kleine Auffälligkeit fest: Das in etwas Entfernung erfreulich homogene Klangbild aus Bässen, Mitten und Höhen fällt direkt vor dem System leicht zusammen. Schwer zu beschreiben, aber es klingt so, als würde die bisher reibungslose Kopplung zwischen Mitten und Hochtonhorn nicht nahtlos klappen.
Mal fehlt was, mal ist alles da, mal ist es zu viel. Den Unterschied machen dabei wenige Zentimeter. Tritt man einen Schritt zurück, ist alles wieder nett, tritt man noch zwei Schritte zurück, ist alles großartig. Übrigens gilt das für kleine, wie für große Lautstärken, und die sind nicht zu verachten. Die kompakte Säule spielt mit beachtlichem Ton auf und erscheint zumindest akustisch deutlich größer, als sie rein mechanisch tatsächlich ist. 120 Grad-Abstrahlwinkel werden dabei recht sauber eingehalten, denn Ausreißer im Frequenzbereich sucht man vergeblich. Die schon bei geringen Lautstärken sehr angenehme Konsistenz der Stimme bleibt auch erhalten, wenn die Pegel deutlich steigen.
» Auf Ventilatoren verzichtet das System, die Konvektionskühlung reicht deutlich aus.«
Mit steigendem Eingangspegel produziert das System nicht nur logischerweise mehr Lautstärke, sondern auch eine spürbare Abwärme an dem großzügig dimensionierten Kühlkörper auf der Rückseite.
Kein Grund zur Sorge, es wird nicht übermäßig, aber dennoch merklich heiß. Auf Ventilatoren verzichtet das System, die Konvektionskühlung reicht immer noch deutlich aus. Man hat leider auch auf einen etwas besseren Schutz der Kühlkörper verzichtet, denn diese stehen an der Oberseite des Anschlussfeldes doch recht deutlich hervor und bergen ein gewisses Verletzungsrisiko. Beim richtigen Aufstellen des Säulensystems und beim Beachten von Sicherheitsempfehlungen, wird jedoch das Verletzungsrisiko zurückgeschraubt.
Wer versucht, es schon beim Eingangspegel zu übertreiben, den bremsen hervorragend funktionierende Limiter ein und sorgen wieder für geregelte Verhältnisse. Abgesehen von einem Regler für den Gesamtpegel und einem für den Bassanteil bietet das MAUI System übrigens keinerlei Regelmöglichkeiten.
Ganz ohne lästiges Verkabeln, lässt das LD Systems Maui 28 System dem Anwender viele Freiheiten. Die kompakte Plug and Play Lösung ist für alle erdenklichen Einsatzzwecke geeignet. Für Bandraum- sowie Konzertbeschallung und DJ-Anwendungen, als auch für Präsentationen kann sich das LD Systems Maui 28 hören und sehen lassen. Auf der Bühne garantiert die Säule einen gleichermaßen guten Sound für Musiker, wie auch für das Publikum. Somit kann die Säule von PA-Zwecken bis zu Monitoreinsätzen gleichermaßen auf der Bühne genutzt werden.
» Die kompakte Plug and Play Lösung ist für alle erdenklichen Einsatzzwecke geeignet.«
Dank der praktischen Steckmodule ist ein extrem unübersichtliches Verkabeln nicht mehr notwendig – Hoch- und Tieftöner sitzen ja sozusagen aufeinander. Auch ganz ohne Stativ kommt das LD Systems Maui 28, eben dank des All-in-One-Systems aus. Auch in jeden Winkel der zu beschallenden Lokalität dringt der ausgewogene Klang – 120 Grad Abstrahlwinkel machen sich eben mehr als nur bezahlt. Dieses neuartige Konzept von LD Systems klingt doch mal richtig vielversprechend.
Um den Sound auch bei Markteinführung selber erleben zu können, kann ich euch nur empfehlen in den Laden eures Vertrauens zu gehen und das Maui 28 anzutesten, sobald es erhältlich ist.
Für wen rockt das MAUI 28-System?
Mit einer Leistung von 2 x 200 Watt und einem maximalen Schalldruck von 115 Dezibel gehört das MAUI 28 sicher nicht zu den lauten Systemen, trotzdem mach die schlanke Säule mit dem aktiven Bass drunter mächtig Dampf. Vergleicht man Leistung und Membranflächen mit konventionellen Beschallungssystemen, dann spielt unser Testsystem etwa in der Größenordnung eines 10-Zoll-Topteils mit entsprechendem Amping und kompaktem Sub, auch wenn das MAUI 28 in dieser Kategorie mit dem maximalen Schalldruck nicht ganz mithalten kann.
Dafür bietet unser Proband ein paar ganz andere, nicht zu verachtende Vorteile – nämlich die schicke Optik, die breite und homogene Abstrahlcharakteristik und nicht zuletzt den Trabsportbonus. Wenns klein und sehr fein sein soll oder muss, dann könnte man sich durchaus auch einen Akustik-Gig mit einer einzelnen Säule vorstellen. Im kleinen Rahmen sicherlich ein Hingucker.
Auf einen Blick
LD Systems MAUI 28
Vertrieb Adam Hall
www.adamhall.com
Preis (UVP) 899 €
Plus Punkte:
Kompakt, trotzdem erstaunlich leistungsstark
Kommt ohne Kabel und Stative aus
Sehr breite Abstrahlung
Minus Punkte:
Übertragung in direkter Nähe etwas inhomogen
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Quelle: Soundcheck Magazine – Deutschland, September 2011.
Weitere Infos zum Produkt unter: http://www.ld-systems.com/index.php?article_id=356&clang=0
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