LD Systems MIX6AG2 und MIX6G2 – Praxistest (2/2) von Musiker-Board

Ich habe über das Musiker Board die Möglichkeit bekommen, das Setup LD Mix 6 AG2 mit Erweiterungsbox LD Mix 6 G2 zu testen.
Die beiden hier sind das:

Nachdem @mHs schon im PA Unterforum den ersten Test durchgeführt hat, möchte ich einen anderen Aspekt beleuchten: den Einsatz als Klein-PA oder Ersatz für einen Akustik Amp in Akustik- Ensembles.

Auch wenn ich insgesamt von den Teilen sehr angetan bin zunächst einmal die Mecker-Ecke:

Die Boxen haben ja jeweils 2 Stativ-Adapter. Super … aber … leider für Rohre mit 16mm ausgelegt. Das passt weder für normale 35mm Lautsprecherstative noch für Mikrofonstative (15mm). Sehr schade. Einstellbare Neigung wäre auch nicht schlecht (vor allem in der Querausrichtung, denn die Boxen schreien förmlich nach einer Monitoranwendung. Da passen die Gehäuseschrägen leider auch nicht. Es gibt von LD passende Lautsprecherstative für 25 EUR.

Die Lautsprecheranschlüsse sind 6.3 mm Klinke. Lautsprecherkabel ist nicht im Lieferumfang. Ich hatte noch ein altes im Keller herumfahren, dass ich früher bei der behelfsmäßigen Verkabelung zuhause verwendet hatte. Liebe LD-ler, legt ein paar Euro drauf und baut wenigstens eine Speakon-Klinke Kombi Buchse (Neutrik NLJ2 MD-H) ein.

Neutrik NLJ2 MD-H

Notfalls geht ja schon Klinke als Lautsprecherstecker. Die größte Gefahr ist, den Monitor-Line Ausgang mit dem Lautsprecherausgang für die passive Zweitbox zu verwechsen und damit den Eingang einer weiteren aktiven Box abzuschießen. Wenn da die andersförmige Buchse sitzt passiert das nicht aus Versehen.

Hier sieht man den Turm aus aktiver und passiver Box. Grüne Pfeile bezeichen die Lautsprecherbuchsen, der rote Pfeil den Line- Monitorausgang. Da kann man sich schon mal vertun, wenn man nicht aufpasst.
Phantomspeisung auf den Mikrofoneingängen. Gemeinsam schaltbar. Super! … Äh das sind ja nur nominal 15V (gemessen 14.6V). Es gibt natürlich auch Kondensatormikrofone, die einen großen Versorgungsbereich haben, aber gerade in der Zielgruppe Akustik Ensembles sind sicher viele normale Kondensatormikrofone unterwegs, die damit nicht richtig funktionieren.

Keine 6.3 mm Klinkeneingänge auf Kanal 4.
Dafür Cinch und 3.5mm Stereoklinke. Schön für Party, aber wenn man da ein Keyboard oder Amp Modeller anschließen will braucht man ein spezielles Kabel oder Adapterkabel. Die kleine Stereoklinke ist ok, aber statt Cinch hätte ich lieber 2 6.3 mm Klinkenbuchsen.

Genug gemeckert, nun zur Sache.

Ich habe mehrere verschiedene Lautsprecher in meinem Fundus und vergleiche damit. Das vor allem, um einen Eindruck davon zu geben, was die Boxen können. Die Referenzen sind allesamt deutlich teurer.

Zunächst die Kleinboxen von links nach rechts: JBL Control 5, dB Technologies K300, LD Mix 6 G2

Die Control 5 ist deutlich größer, obwohl sie auch einen 6.5″ Basslautsprecher hat. Die K300 ist schlanker (aber tiefer) und hat 2 x 6.5″ Tieftöner mit einem dazwischen liegenden Hochtöner (innen gewinkelt angeordnet). Die LD ist wie die Control5 ein Bassrefex System mit Dome Tweeter.

JBL Control 5 2-Wege Lautsprecher

DB Technologies K 300

Die andere Referenz: RCF ART310A gegen die LD. Ein erstaunlicher Größenunterschied einer 10″ Box gegen eine 6.5″ Box

Erster Hörtest:
(Qualitativ guter) MP3 Player über die 3.5 mm Klinkenbuchse angeschlossen und aufgedreht: Klingt nicht übel. Vor allem klingt es recht aufgeräumt und nicht aufdringlich.
Die K300 als Vergleich über den Monitorausgang dazu – die klingt im Mittenbereich kräftiger und ist vermutlich im Bandgefüge durchsetzungsstärker.
Dann die RCF ART310A and den Monitorausgang gehängt. OK die kann mehr Höhen und mehr Bass – ist aber kein Wunder. Auf dieses Setup komme ich später zurück

Die passive LD Mix 6 G2 am Stereoverstärker L-R im Direktvergleich zur Control 5: Da ist der Klassenunterschied deutlich hörbar. Die LD ist vernehmbar leiser (geringer Wirkungsgrad) und fällt in den Höhen und Bässen deutlich gegen die JBL ab, die jedoch ein größeres Volumen hat. Zusammen mit der höheren Belastbarkeit der JBL (175W der JBL gegen 70W der LD , beide haben 4 Ohm) dürfte die JBL auch im höhern Lautstärkebereich punkten. Die LD klingt aber dennoch sehr angenehm und neutral. Ohne Messergebnisse zu haben dürfte die LD einen recht ebenen Frequenzgang haben, der unproblematisch bei Feedbackgefahr ist.

Dies nur zur Einordnung. Die LD Boxen klingen nicht schlecht. Und sie kosten zusammen (1* aktiv incl. Mixer und Effekt + passive Erweiterung) nur soviel wie eine K300 oder ein passives Pärchen Control5.

Anwendungszweck:
Diese Kombi schreit förmlich nach einer kleinen Akustik Formation. Singer- Songwriter. Ersatz für einen Akustik – Amp. 1-2 Sänger mit Gitarre(n). Eine 2. Gitarre könnte man über einen Bodentreter und Adapterkabel an Kanal 4 anschließen. Die aktive Box lässt sich natürlich auch alleine ohne Zusatzbox betreiben.
Dafür ist die Aktivbox gut aufgestellt. 3 kombinierte Mikrofon/Line Kanäle und einen Stereo – Line Kanal (allerdings wird das in Summe Mono). Dazu ein Effektgerät mit überwiegend Hall/Echo-Programmen.

Kanal 1 hat eine Hi-Z Umschaltung, mit der man den Eingang auf sehr hochohmig umschalten kann. Das funktioniert tatsächlich sehr gut. Getestet mit einer Ukulele mit passivem Piezo-System, mit einer E-Gitarre, mit einer Jazz-Gitarre und einem E-Bass. Bei allen Instrumenten war die Wirkung überzeugend (und wie erwartet). Der Piezo klingt kräftiger und die Instrumente mit magnetischem Pickup zeigen mit ihren wenig bedämpften Resonanzen den gewünschten Klang.

Ohne Hi Z sind alle Instrumente matter. Bei Instrumenten mit eingebautem Vorverstärker braucht man den hochohmigen Eingang nicht. Die können dann auf jeden beliebigen Eingang geschaltet werden. Was auch auffällt ist, das bei aktivierter HiZ Taste die Lautstärke zunimmt. Vermutlich ändert sich zusätzlich zur Eingangsimpedanz auch die Verstärkung.

Ja – tatsächlich E-Bass. Ich hätte es nicht erwartet, denn die Boxen sind ja nur bis 80 Hz angegeben. Offensichtlich ist der Abfall aber so moderat, dass man tatsächlich den E-Bass drüber spielen kann, ohne viel zu vermissen. Nicht mörderlaut, aber für eine kleine Jam-Session im Wohnzimmer bei erhöhter Zimmerlautstärke reicht es allemal. (Die K300 schneidet da z.B. viel radikaler ab, obwohl mit 70 Hz angegeben).

Die Klangregelung pro Kanal ist mit Höhen und Tiefen recht rudimentär. Viel schrauben muss man am Klang ohnehin nicht, der ist im Grundsound schon gut. Mit den Höhen kann man Schärfe rausnehmen oder bei leichter Anhebung Sprachversändlichkeit verbessern. Mit den Tiefen kann man einem Bass etwas mehr Volumen geben oder bei Absenkung die Sprachverständlichkeit erhöhen und Trittschall reduzieren. Größere Korrekturen bei Instrumenten, die es nötig haben sind aber nicht drin. Immerhin kann man in der Summe noch zusätzlich die Mitten bei 2.5 kHz korrigieren und mit den dort vorhanden 3 Bändern ein wenig auf die Raumakustik anpassen.

Es gibt nur einen Lautstärkergler pro Kanal, keine Gainregler. Vermutlich ist das in der Schaltung so gelöst, dass mit dem Knopf der Gain von 0 (kommt nichts durch) bis maximal eingestellt wird. Übersteuerung ist jedenfalls kein Problem und über zuviel Rauschen kann ich mich auch nicht beklagen.

Der Effekt besteht aus Hall- und Echoprogrammen sowie 2 Hall+Chorus Programmen. Also Effekte, um den Sound anzudicken und gefälliger zu machen. Passt gut zur Anwendung. Jeder Kanal hat einen separaten Effektregler und außerdem gibt es einen Summenregler für den Effekt. Die Effekte können nicht mit guten Effektprozessoren konkurrieren, aber für den Einsatzzweck sind sie durchaus brauchbar, ohne Schnickschnack und ohne nennswertes Rauschen.

Bleibt noch der Master-Regler für die Gesamtlautstärke. Ok. Das ist üblich. Eine nette und nützliche Dreingabe ist jedoch der Monitorausgang, der parallel zum Main Mix abgegriffen wird und einen eigenen Regler hat. Hier könnte man einen Bodenmonitor anschließen, falls man das braucht.

Mir persönlich fällt jedoch eine ganz andere Anwendung ein. Eigentlich ist die Box ja schon Mischer und Monitor, aber vielleicht braucht man manchmal mehr Leistung. Ich würde in diesem Fall an den Monitorausgang eine leistungsstarke PA Fullrange Box hängen für die Beschallung und die LD als Monitor verwenden und zwar auf Stativ in etwa Ohrenhöhe, so dass man auch noch gut an die Bedienknöpfe kommt.

Die Verarbeitung ist tadellos. Der Strukturlack scheint recht unempfindlich. Den werde ich aber nicht stressen, da ich die Boxen ja wieder zurück geben muss.

Die aktive Box ist recht schwer, die passive etwa so, wie man es bei einer Box der Größe erwartet.

Ich habe alle Kanäle mit verschiedenen Quellen getestet und dabei zu meinem Erstaunen festgestellt, dass die meisten meiner Kondenatormikrofone entweder 9-52V oder ab 12V funktionieren, also tatsächlich gut damit zu gebrauchen sind.

Was ich noch nachreichen möchte: einen Test, wie sich das Pärchen bei unserer Trio Probe schlägt. Ich würde 1* Gitarre über Modeller, 2* Mikro und einen E-Bass über den Hi-Z Eingang testen (und da spielt noch ein Cajon bzw Congas mit).

Wie mein Kollege @mHs komme ich bisher zum Ergebnis: Bestimmungsgemäß eingesetzt werden die Boxen die Erwartungen erfüllen. Man bekommt recht viel Gegenwert für den Preis

Einsatzgebiete:
– Ersatz für einen A-Gitarrenverstärker (z.B. die Aktivbox alleine)
– Kleinst-PA für Akustik Ensembles
– Klein-PA für Kleinkunst und Straßenakteure
– Höherwertiger Ersatz für kostengünstige Power Mixer + Boxen bei Vereinen, Schulen etc. und recht einfach in Aufbau und Bedienung.
– Mit der Möglichkeit am „Monitor“-Ausgang eine größere PA Box anzuschließen ergibt das eine hervorragende Skalierbarkeit für unterschiedliche Situationen.
– Wer in eine der oben genannten Kategorien passt und mit geringem Budget auskommen muss, der macht bei diesem Set (oder Einzelkomponenten) sicher nichts falsch.

Gruß
Christoph

Quelle: Musiker-Board, vom 11.10.2014
___________________________________________

Auch wir von LD Systems bedanken uns bei “chris_kah” für diesen sehr gelungenen Testbericht und wünschen weiterhin noch viel Spaß mit unseren Produkten!

Weitere Informationen zu den getesteten Produkten MIX6AG2 und MIX6G2, sowie zur restlichen Stinger G2 Serie finden Sie unter:
http://www.ld-systems.com/serien/stinger-g2-serie/

Leave a Comment