Palmer DREI 3-fach Eintaktverstärker – Testbericht von Canadian Musician

Es gibt auf dem Markt ja einige Röhrenverstärker mit geringen Wattzahlen für Gitarristen, die sich eine echte Endstufenverzerrung bei beherrschbaren Pegel wünschen. Der Palmer DREI 3-fach Eintaktverstärker bietet hier aber sogar ein „drei Amps in einem“-Topteil mit drei verschiedenen Endstufenröhren, die sich sowohl einzeln als auch im Mischbetrieb anfahren lassen, und damit ganz neue Sounds ermöglichen.
Die Endstufen-Sektion des DREI ist mit einer EL84, einer 6V6 und einer 6L6 Röhre bestückt, die sich alle unabhängig in der Lautstärke regeln lassen. Zusammen leisten die Röhren bis zu 15 W. Mit dem Palmer DREI können Gitarristen, die Wert auf die facettenreiche und dynamische Verzerrung eines aufgedrehten Röhrenamps legen, mit ein paar wenigen Reglern die klanglichen Möglichkeiten, die sich aus der Mischung der drei Röhren ergeben, ausloten.

Technische Daten und Bedienelemente

Neben den bereits erwähnten Endstufenröhren ist dieser in Deutschland produzierte 15 W Amp mit zwei ECC83 Vorstufen und einer GZ34 Gleichrichterröhre bestückt. Es stehen Ausgänge mit 4, 8 und 16 Ohm zur Verfügung. Das Topteil wiegt mit seinem Stahlblech-Gehäuse knapp 15 kg. Auf dem eleganten Bedienfeld des DREI befinden sich ein Lautstärkeregler für jeden Vorverstärker (Normal und Highs), ein Tone-Regler sowie drei Lautstärkeregler für die Endstufenröhren, beschriftet mit One (für die EL84), Two (für die 6V6) und Three (für die 6L6). Ich habe den DREI über eine 1x12er Box mit einem Celestion 70/80 Lautsprecher getestet.

Klare Klänge

Die EL84 wird gerne mit dem typischen Sound britischer Amps assoziiert, die 6V6 und die 6L6 mit den klassisch amerikanischen Amp-Sounds. Der DREI macht es einem leicht, sich mit den charakteristischen Klangeigenschaften der verschiedenen Röhren vertraut zu machen, indem man einfach eine Röhre auf- und die anderen herunterdreht. Bei niedriger Preamp-Einstellung konnte ich die unterschiedlichen Clean-Sounds ausloten. Die EL84 liefert einen ausgewogenen Klang mit angenehmen Höhen und eignet sich damit für alle möglichen Musikstile. Die 6V6 hatte einen wärmeren, bassigeren Ton und eignete sich ideal zum „Anfetten“ von Single Coil Pickups. Bei etwas heruntergedrehtem Tone-Regler konnte aber auch ein sanfter, jazziger Klang erreicht werden. Die 6L6 zeichnete sich durch einen ausgeprägteren Höhen und Mitten-Anteil für knackige Twang-Sounds und funkige Rhythmus-Gitarren aus. Mit der Klangregelung ließ sich der Höhenanteil der Endstufenröhren immer sehr direkt bearbeiten. Auch wenn man schon mit jeder einzelnen Röhre zufrieden sein könnte, fängt der Spaß erst richtig an, wenn man die drei mischt. Das Handbuch empfiehlt, bei aufgedrehter EL84 die für 6V6 mehr Bass und die 6L6 für mehr Mitten hinzuzufügen, was aber nicht nur das Frequenzbild verändert, sondern den Klang auch lauter, vielschichtiger und komplexer macht. Alleine durch unterschiedliche Lautstärkeneinstellungen der einzelnen Endstufenröhren konnte ich all die fein abgestuften Clean-Sounds des Amps erforschen. Mit der EL84 und 6V6 ließ sich beispielsweise ein offener Rhythmus-Sound erreichen, mit der EL84 und der 6L6 ein schärferer Sound für Solos.

Crunch-Sounds

Über die beiden Preamp-Regler des DREI lässt sich die Endstufensättigung erhöhen, um verschiedene Verzerrungsgrade zu erreichen. Mit dem Normal-Preamp wird zunächst Verzerrung hinzugefügt, mit dem Highs-Regler können dann mehr Höhen und noch mehr Verzerrung dazu gemischt werden. Im Vergleich sorgt der Highs-Regler für einen kantigeren und knurrigeren Sound, während der Tone-Regler eher wie ein Presence-Regler arbeitet. Klassische Rock- und Blues-Gitarristen werden sich freuen, dass der DREI raue Vintage-Zerrsounds besonders gut meistert und dabei genug Lautstärke für kleine und mittlere Auftritte liefert. Für meine Lieblingseinstellung habe ich die EL84 und die 6V6 etwas mehr als halb aufgeregelt, für die Kontur noch ein wenig 6L6 hinzugefügt und beide Preamps weit aufgedreht. Das Ergebnis ist ein voller, vielseitiger Crunch-Sound der sich je nach Anschlag auch für cleane Passagen eignet. Die Höhen waren dabei selbst bei voll aufgedrehtem Tone-Regler niemals schneidend.

Zusammenfassung

Der aufwändig gefertigte Palmer DREI 3-fach Eintaktverstärker liefert Studio- und Live-Gitarristen die für Eintaktverstärker typischen direkten und schnörkellosen Sounds gepaart mit einer einzigartigen Klangvielfalt. Er dürfte damit sowohl für Liebhaber des schnörkellosen Drauf-los-Spielens als auch für anspruchsvolle Sound-Enthusiasten seinen Reiz haben. Alles in allem bietet der DREI eine bewundernswerte Kombination aus zeitgemäßer Flexibilität und dem großartigen Sound angezerrter Röhren.

Weitere Informationen zum Palmer DREI 3-fach Eintaktverstärker finden Sie unter:
http://www.palmer-germany.com/mi/de/DREI-3-fach-Eintaktverstarker-PDREI.htm

Quelle:
Canadian Musician

Autor: Hal Rodriguez arbeitet in Toronto als Gitarrist, Bassist, Lehrer und Schriftsteller. Besuchen Sie seinen Blog „The Six String Shed“ unter www.canadianmusician.com/blogcentral oder schreiben Sie ihm unter halromusic@gmail.com, wenn Sie eine Transkription benötigen oder eine Unterrichtsstunde über Skype buchen möchten.

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