LD Systems MAUI 28 Kompaktes vertikales Line Array – Testbericht von Guitar Interactive Magazine

Wenn Sie bisher der Ansicht waren, dass sich Line-Array-Systeme nur für die Beschallung von Auditorien oder nur für diejenigen empfehlen, die einfach zu viel Geld haben, ist es an der Zeit, umzudenken! Tim Slater testet das LD Systems MAUI 28.

Dank ihrer Mobilität und einer einfachen Inbetriebnahme per Plug & Play erleichtern benutzerfreundliche und kompakte Line Arrays wie das MAUI 28 von LD Systems den Aufbau eines PA-Systems für Gigs auf kleineren Bühnen. Speziell in diesem Segment werden zunehmend neue Produkte vorgestellt, weshalb wir uns für diese erste Ausgabe von LIVE SOUND! drei leicht unterschiedliche Ansätze angesehen haben, wie man kleinere Gigs problemlos meistert. Im Fall des LD MAUI 28 greift der deutsche Hersteller das Konzept eines Line Arrays auf: Ohne sich in komplexer Theorie zu ergehen, kann man wohl sagen, dass Line Arrays im heutigen professionellen Tour-Betrieb sowie im Installationsbereich meist die erste Wahl sind, da sie eine bessere Klangqualität sowie eine größere Schallfeldabdeckung als herkömmliche Point-Source-Systeme bieten. Ok, dieser Punkt wird heiß diskutiert – dennoch sind Line Arrays im Moment sicher das große Ding.

Auf den ersten Blick orientiert sich das MAUI 28 in punkto Design am Kompakt-Line-Array L1S von Bose: Auch hier sind die Mitten- und Höhenlautsprecher in einer vertikalen Säule untergebracht, die als kabelloses Modularsystem in der Oberseite eines separaten, aktiven Subwoofers eingesteckt wird.

Bei seiner Vorstellung wurde das Bose-System als revolutionär bewertet – aber leider auch als teuer. Das LD-System ist auch nicht billig, aber im Vergleich dennoch deutlich preiswerter. Und selbst wenn das MAUI 28 nicht ganz so ausgefeilt ist, so belegt die Kombination aus einer schlanken Lautsprechersäule und dem kompakten Subwoofer doch ähnlich wenig Bodenfläche wie das Produkt von Bose. In Verbindung mit dem Sub erreicht das LD-Line-Array eine maximale Höhe von ca. 1,20 Metern und durch die kleine Bodenfläche empfiehlt es sich nicht nur für Solisten, Duos oder kleine Bands, sondern auch als ansprechende Lösung für musikferne Anwendungen wie bei Ausstellungen, in Kirchen oder bei Konferenzen.

Das MAUI 28 (MAUI steht als Abkürzung übrigens für Multiple Array User Intensive) bietet eine Peak-Leistung von 400 Watt, wobei jeweils 200 Watt für das vertikale Speaker-Array und den Subwoofer zur Verfügung stehen. Auf dem Papier klingt das erst einmal nicht sonderlich beeindruckend, aber in der Praxis dürfte bereits ein einzelner MAUI 28 genug Leistung zur Beschallung von kleineren Veranstaltungen mit 50 bis 80 Zuhörern bereitstellen.

Eine laute 5-Mann-Rock- oder Tanzband benötigt in jedem Fall ein Paar MAUI 28, das einen höheren Headroom bietet sowie eine größere Beschallungsfläche abdeckt: Schließlich soll es direkt vor der PA keinen „toten“ Punkt geben, an dem die (hoffentlich tanzende) Zuschauermenge nichts hört. Dank dieser perfekt skalierbaren Lösung sollte das hier kein Problem darstellen.

Dank der kompakten Abmessungen und des relativ geringen Gewichts von MAUI (36,8 Kilo montiert) ist der Transport auch kein Thema. Das vertikale Array besteht zudem aus zwei separaten Komponenten, sodass sich das gesamte System zugunsten eines einfachen Transports in drei Abschnitte zerlegen lässt.

Das Gehäuse für den kompakten Sub von LD Systems ist aus 15 mm Sperrholz gefertigt und mit einer widerstandsfähigen, kratzfesten Farbe lackiert. Das Edelstahlgitter schützt die beiden 8″ Treiber vor versehentlicher Beschädigung. Das Aluminium-Gehäuse der vertikalen Arrays ist deutlich leichter als der Sub, aber die gelochten Abdeckgitter der Lautsprecher zeugen dennoch von der grundlegenden Road-Tauglichkeit des Systems.

Die Gehäuseoptik des Subs ist von dem enormen Kühlkörper geprägt, der sich direkt unterhalb der Bedienelemente befindet. Der Kühlkörper trägt viel zum robusten und stabilen Erscheinungsbild des Subs bei, aber trotz eines Gewichts von knapp unter 30 kg lässt sich der Sub leicht anheben. Wer dennoch keine Freude daran hat, 30 Kilo durch die Gegend zu schleppen, sollte sich das Zubehör von LD Systems für MAUI 28 wie das optional erhältliche Rollenbrett oder die Nylon-Transporttaschen für die Line-Array-Lautsprecher ansehen.

Der modulare Aufbau dieses PA-Systems macht eine herkömmliche Verkabelung überflüssig. Zur Inbetriebnahme werden die vier Montage-Zapfen der vertikalen Arrays einfach in die entsprechenden Öffnungen auf der Oberseite des Subwoofers eingeführt. Die Zapfen bzw. Öffnungen für das linke bzw. rechte System sind unterschiedlich groß, sodass es selbst für einen absoluten Anfänger de facto unmöglich ist, das Line Array horizontal oder vertikal falsch herum zu montieren.

Im Betrieb bietet MAUI 28 über zwei Drehregler die Möglichkeit, die Gesamtlautstärke auszusteuern sowie das beachtliche Tiefbassfundament des Subs zuzumischen. Ein einzelnes MAUI 28 kann dank der stereophonen Combo-Eingangsbuchsen bereits als Stand-Alone-System betrieben werden: Die Combo-Buchsen nehmen sowohl XLR- als auch herkömmliche 6,35 mm Klinkenstecker auf, wobei zum Anschluss von MP3-Playern oder iPods zusätzlich ein Stereopaar Cinch-Buchsen zur Verfügung steht. Falls zusätzliche Lautstärkereserven benötigt werden, lässt sich das Line Array über zwei XLR-Ausgänge mit einem zweiten System verkoppeln.

Über die Combo-Buchsen lassen sich zwei Mikrofone direkt an dem Sub anschließen, sodass sich sehr rudimentäre Setups (zur Sprachverstärkung) einrichten lassen. Sofern Sie jedoch mehrere Stimmen und zusätzliche Instrumente verstärken möchten, benötigen Sie in jedem Fall ein Mischpult.

Ein herausragendes Merkmal des MAUI 28 ist der transparente Sound, der im Vergleich zu den meisten Aktivsystemen fast schon Hi-Fi-Qualität aufweist. Das vertikale Line Array deckt mit seinen 16 3″ Lautsprechern ein Schallfeld ab, das mit 120° deutlich breiter ist als bei herkömmlichen Lautsprecherlösungen. Ein Künstler oder Sprecher kann direkt neben dem MAUI 28 stehen und sich auch ohne einen Bühnenmonitor dennoch absolut deutlich hören. Neben dem Sub, der den Tiefbassbereich bei 45 Hz beschallt, lassen sich die 16 Lautsprecher in vier Gruppen zu je vier Speaker unterteilen: Die untersten übertragen den Bereich der unteren Mitten, die nächste Gruppe übernimmt die unteren Mitten und den Mittenbereich, die nächsten vier die Mitten sowie oberen Mitten und schließlich die letzten vier die Mitten, die oberen Mitten sowie den Höhenbereich, wobei die Präsenzen bei 20 kHz über einen 1″ Hochtöner übertragen werden.

Dadurch erscheint der offene Sound von MAUI schon fast schrill, allerdings lässt sich dieser Eindruck über den Mix-Regler für den Sub-Bereich entschärfen: Der Anwender hat so die Möglichkeit, den Bassbereich gezielt anzuheben und auf diese Weise die schneidenden Höhen akustisch zu dämpfen. Die Gesamtlautstärke ist für ein derart kompaktes System sehr überzeugend. Durch das erweiterte Abstrahlverhalten der radial angeordneten Array-Lautsprecher entsteht ein weniger eindimensionaler Klangeindruck als bei herkömmlichen Fullrange-PA-Lösungen, die zunehmend weniger gerichtet arbeiten, sobald sich der Zuhörer aus dem Sweet Spot entfernt – zugegeben, das ist nun mal einer der Hauptvorteile eines Line Arrays.

Alles in allem präsentiert sich das LD Systems MAUI 28 als eine sehr preiswerte und hochwertige Alternative zu den anderen mobilen Line Arrays. Wir waren von der qualitativ überzeugenden Audiowiedergabe sowie von dem durch den modularen Aufbau sehr benutzerfreundlichen Auf- und Abbau des Systems angenehm überrascht. Eine Band braucht definitiv mehr als ein System, aber Solo-Künstler oder kleine Band-Projekte finden in diesem System eine mehr als adäquate Lösung, sofern Sie ein separates Mischpult verwenden.