Kino-Konzerte mit LD Systems – Tech Review von alive.gr

Der folgende Artikel des alive.gr-Redakteurs Vasilis Ladonikolas entstand anlässlich unserer Anfrage, einen technischen Bericht über die Kino-Konzerte im griechischen Odeon Kosmopolis zu schreiben. Die Einladung zu diesem Event kam ursprünglich von der Rackey’s-Technik-Crew und war aus verschiedenen Gründen von besonderem Interesse. Im Vordergrund stand das langerwartete Comeback von Katy Garbi auf die Live-Konzertbühnen Griechenlands und darüber hinaus. Doch auch das Konzept selbst war hochinteressant: zehn verschiedene Kino-Konzerte, die an fünf aufeinander folgenden Freitagen und Samstagen in einem der Kinosäle des 3D-Multiplex-Kinos Odeon Kosmopolis im Athener Vorort Marousi stattfanden.  – Tech Review von alive.gr Der zweite und wichtigste Grund für diesen Artikel war für eine Website wie alive.gr und seine Zielgruppe, dass die technischen Herausforderungen aufgrund der Wahl des Veranstaltungsortes – Konzerte in einem Kinosaal – so vielschichtig waren, dass das gesamte Projekt sehr unkonventionell und sicherlich keine ‚normale‘ Konzertveranstaltung war, wie wir sie kennen. Und darum geht es …

„Kino-Konzerte“: Herausforderungen & Lösungen …
Bei meiner Ankunft im Odeon sah ich, dass die Beschreibung des Events seitens der Konzert-Crew absolut zutreffend war. Während der Besprechung, die wir vor Betreten des Saales hatten (während wir auf das Ende des Films warteten und darauf, dass die Kinozuschauer den Saal verließen), war ich von Chef-Toningenieur Vasilis Michalopoulos und den Rackey’s-Technikern über all die Schwierigkeiten informiert worden, die es unter anderem in Bezug auf die zeitlichen Einschränkungen beim Linecheck/Soundcheck und die Vorbereitungen im Allgemeinen gab, denn der Saal wurde nach wie vor als Kinosaal genutzt.

Das sah dann so aus: Zum einen hatten wir es mit einem typischen Multiplex-Kino zu tun, und das sogar in 3D (dieser Tatsache wird noch eine besondere Bedeutung zukommen, wie ich weiter unten erläutern werde). Die Nachhallzeit des Saales bewegte sich nahezu auf dem Niveau eines schalltoten Raums, ein Problem, das genau das Gegenteil von dem ist, was man normalerweise in Konzerthallen vorfindet, denn in ‚normalen‘ Hallen geht es meist darum, unerwünschte Resonanzen und Reflexionen zu verhindern …

Das zweite Problem war die Positionierung der Tonanlage, da der Sound auf gar keinen Fall klingen sollte, als käme er irgendwo aus dem Hintergrund. Die Bühne musste so klein wie möglich gehalten werden, und natürlich durfte auch die Lichtanlage mit ihren Traversen nur minimalen Raum einnehmen. Der Einsatz der Auslegerstützen unten kam aufgrund Platzmangels und Unfallgefahr für das Publikum beim Verlassen des Saales (der Ausgang befand sich direkt daneben) nicht in Frage.

3D-Leinwand als ‚Schalldämpfer‘
Das dritte Problem stellte die größte Herausforderung dar, denn der Veranstaltungssaal war einer der 3D-Säle des Odeon Cosmopolis in Marousi, und wer denkt, dass der einzige Unterschied zu einem konventionellen Kinosaal in der Art des Projektors besteht, liegt falsch. Die Leinwand eines 3D-Kinos unterscheidet sich von einer konventionellen Leinwand ganz gewaltig, und das bezieht sich nicht nur auf den Gain-Faktor, die Leuchtdichte, sondern vor allem (wichtig für den Ton!) auf die Struktur, die nur auf den ersten Blick wirkt, als sei sie schalldurchlässig. In Wirklichkeit jedoch ist das Gegenteil der Fall, da die kleinen, über die gesamte Fläche verteilten ‚Öffnungen‘ ein erstklassiger optischer Trick sind, wie uns Vasilis (Michalopoulos) und Theodore (Zioutos) von Rackey’s erzählten, die zunächst auf den Trick ‚hereingefallen‘ waren. Tatsächlich, so erkannten die beiden während des Aufbaus und noch vor den Proben, ließ die Leinwand fast keinen Schall durch (insbesondere keine Hochmitten), da sie mit herkömmlichen Fasern verstärkt und mit speziellen Beschichtungen versehen war, um den Anforderungen einer 3D-Projektion gerecht zu werden.

Aus diesem Grund brauchten wir eine größere, effektivere Beschallungsanlage, mussten den Equalizer vollkommen anders (auf den ersten Eindruck fast schon ‚ketzerisch‘) einsetzen und das gesamte Projekt unter Audio-Gesichtspunkten radikal überarbeiten. Die Lösung war eine Kombination verschiedener Lautsprecher, Punktstrahler plus Line-Arrays. Die eigentliche, fest installierte Tonanlage des Kinos stammt komplett von LD Systems – dem bekannten deutschen Pro-Audio-Hersteller, der mit Rackey’s als Handelspartner und offiziellem LD Systems-Händler in Athen kooperiert (einschließlich Exklusiv-Vertrieb der LD Premium Series).

PreSonus StudioLive, Aviom und iPad immer dabei …
Eine andere Herausforderung stellte die Positionierung des Ton-Mischpults dar, da für einen richtigen FoH-Platz kein Raum zur Verfügung stand. Also entschied Vasilis, sein PreSonus StudioLive 24.4 in der ersten Sitzreihe aufzubauen, direkt vor dem akustischen Schlagzeug von Spiros Panagiotopoulos – objektiv betrachtet der falscheste Platz, den man finden konnte (wie er selbst sagte), doch in diesem Raum die beste Option. Vasilis saß beim Mix natürlich nicht dort am Pult, sondern kontrollierte es via iPad, so dass er die Mischung jederzeit und aus jeder beliebigen Position in Echtzeit anpassen konnte. Wie gesagt, war die Audiokonsole eine PreSonus StudioLive 24.4, kombiniert mit einem iMac und einem iPad; und die Musiker nutzten ein voll ausgestattetes Aviom-Monitorsystem mit einem AVIOM AN-16/i-M, einem AVIOM A-16D Pro A-Net-Verteiler und sechs AVIOM A-16II Personal-Mixern, einem für jeden Musiker.

Alles von LD Systems, gesteuert via Xilica …
Da wir gerade bei den Lösungen sind … Das Problem mit der ‚speziellen‘ Leinwand, hinter der sämtliche Lautsprecher installiert waren (natürlich vollkommen unsichtbar, als gäbe es sie überhaupt nicht) lösten wir auf folgende Weise: Die 6 Punktstrahler, LD Premium LDV15, wurden außen platziert (jeweils einer auf dem Subwoofer und die anderen beiden hängend von der Decke, auf beiden Seiten), während das Line-Array-System mit LDVA8-Speakern in zwei Zeilen à 4 Lautsprechern in einer Höhe von 3,5 m und 3 m vom linken bzw. rechten Leinwandrand entfernt arrangiert wurde. Als Subwoofer wurden insgesamt 4 LDV215SUB (2×15″, je 1200 Watt) eingesetzt. Das gesamte System wurde über 6 LD Premium-Verstärker plus XILICA XP8080-Controller angesteuert. – Tech Review von alive.grDie Lichttechnik
Für die Beleuchtung wurden zwei Crossbars ohne Auslegerstützen installiert. Da die Stützen fehlten, wurden die Traversen im Boden verschraubt und an zwei weiteren Punkten mit Gurten an den Wänden befestigt, damit die Sicherheit der Zuschauer immer gewährleistet war, denn der Kinosaal wurde ja weiterhin für Filmvorführungen genutzt. Die Beleuchtungsanlage bestand aus zehn GLP Impression 90, acht Robe 575 AT, zwei DTS Fresnel 1000 W, vier Selecon PC 500 W, einem DTS Moon 1200 HMI-Verfolger sowie einer SGM PILOT 3000-Lichtkonsole plus Lite-Puter 626-Dimmer. Die Show bot reichlich visuelle Eindrücke, und es wurde sehr wenig Playback eingesetzt – eigentlich nur, wenn es wirklich erforderlich war, beispielsweise für die Stimme der italienischen Sängerin Ornella Vanoni im Duett mit Katy Garbi bei dem bekannten Song ‚Buona Vita‘. Übrigens wird das neue Garbi-Album ausschließlich italienische Songs beinhalten.

Ton und Licht … (Oder: Von der Theorie zur Praxis)
Es war der letzte von insgesamt zehn Auftritten von Katy Garbi im Odeon Cosmopolis, und an diesem Abend war alles noch komplizierter als sonst, da die Show als Film aufgezeichnet wurde. Während wir darauf warteten, dass der Kinofilm des Abends endete, erklärten Vasilis Michalopoulos und das Team von Rackeys AVL uns das Projekt mit all seinen Besonderheiten.

Nachdem der Film zu Ende war und das Publikum den Saal (der insgesamt 325 Zuschauer fasste) verlassen hatte, begann der eigentliche Job für uns alle – Techniker, Musiker, Licht- und Tonleute – und der Lauf gegen die Zeit, denn uns standen gerade einmal 20 Minuten zur Verfügung, bis die Türen für die Konzertbesucher wieder geöffnet wurden. In dieser kurzen Zeit musste unsere Crew nicht nur den Linecheck und Soundcheck erledigen, sondern auch die gesamte Lichttechnik und die anderen visuellen Systeme prüfen.

Die Bühne teilte sich in drei Bereiche auf: Der mittlere, erhöhte Bereich gehörte einzig und allein Katy Garbi, die Seitenbereiche den insgesamt sechs Orchestermusikern. Beim Soundcheck war unüberhörbar, dass der Saal „zu trocken“ klang, doch nach einer Weile hatten wir uns daran gewöhnt. Der Linecheck zeigte, dass Ton und EQ-Einstellungen der einzelnen Musikinstrumente schon recht gut waren. Derweil hörte Vassilis Michalopoulos sich den Ton von verschiedenen Punkten des Raumes aus an, immer mit dem iPad in der Hand, um erforderlichenfalls sofort Korrekturen vornehmen zu können. Als die Show begann, kam Katy Garbi aus dem Zuschauereingang auf die Bühne, mit einem Shure-Funkmikrofon in der Hand. Sie sang bereits, während sie den Zuschauerraum durchschritt, und die sechs berühmten, erfahrenen Session-Musiker, die sie begleiteten, waren wirklich überzeugend. Interessant waren auch die Arrangements, die man beinahe als Ambient- oder Electronica-Kompositionen bezeichnen konnte und die den alten und neuen Garbi-Songs einen ‚modernen‘, frischen Touch verliehen.

Der ‚Basil‘-Mix war ausgewogen, detailliert und prägnant. Die Stimme der Garbi trat hervorragend aus der soliden Rhythmus-Basis heraus, die Gitarre war genau dort, wo sie gebraucht wurde, und die Solisten (insbesondere Blechbläser Tsakas) wurden in den Vordergrund geholt, wenn sie eine entsprechende Rolle spielten. Die Tonmischung folgte immer der Dynamik der Musik und wurde der ansprechend veränderten Orchestrierung voll und ganz gerecht – eine echte Überraschung. Den absorbierenden Eigenschaften des Saales wirkte der Tonmann mit Hall (und dem entsprechenden Pre-Delay) auf Instrumenten und Vocals entgegen, und der Gesamtpegel des Sounds war nicht ‚kinoüblich zurückhaltend‘, wie man es vielleicht erwartet hätte, sondern kam dem eines normalen Live-Konzerts ziemlich nahe. Dabei wirkte die Stimme von Katy Garbi stets warm und entspannt, obwohl sie so prägnant aus dem Mix heraustrat. Und ich kann nur noch einmal betonen, wie exzellent und diszipliniert die Band war. Man konnte hören, wie viele Stunden sie hart für einen perfekten Auftritt geprobt hatten.

All dies erlebte das Publikum in einem rauchfreien Kinosaal, ohne viel Alkohol und vor allem zu einem moderaten Preis (15 Euro).

Die Projektionen und die riesige Leinwand im Hintergrund der Bühne steuerten das Bildmaterial für das gewünschte ‚Kino-Feeling‘ bei, das natürlich perfekt zum Odeon passte. Das Licht von Designer und Beleuchter George Botsaris (von Rackey’s) war sehr minimalistisch gehalten und zugleich sehr effizient – mit konstanten Szenen, jeweils in speziellen Farbstimmungen. Es war niemals zu viel, tauchte die weiße Leinwand im Hintergrund lediglich in angenehme Farben, wirkte inspirierend und verlieh so manchem Stück einen ganz eigenen Charakter. (Ein Beispiel ist der minimalistische Stroboskopeinsatz beim Song ‚Applause‘.)– Tech Review von alive.grZum Repertoire zählten außerdem Lieder von Phoebus und Nikos Antipas, natürlich von der Sängerin persönlich ausgewählt, aber auch Songs aus griechischen Sechzigerjahre-Kinofilmen. Um ehrlich zu sein, hatte ich die Veranstaltung aus ganz bestimmten Gründen besucht, allen voran unter technischen Gesichtspunkten, doch die Show überzeugte mich auch aufgrund ihrer Ästhetik, und ich hatte einen wirklich schönen Abend. Mein Dank geht unter anderem an George Botsaris, Manos Kotsampasis und Theodore Zioutos von Rackey’s AVL für die Einladung und die Gastfreundschaft und an Chef-Toningenieur Vasilis Michalopoulos für die Informationen zur Veranstaltung. Katy Garbi wird dieses erfolgreiche Projekt bald wiederholen.

Es folgen zwei kurze Interviews mit Vasilis Michalopoulos und George Botsaris, die die technischen Details des Events noch einmal konkret erläutern …

aLive: Vasilis, was war Dein Eindruck, als Du die Band bei der ersten Probe in einem derart ‚schalltoten‘ Raum wie dem Kinosaal des Odeon gehört hast?

V.M.: Ich dachte einfach nur, dass die Band glücklicherweise sehr gut ist und das Ganze vielleicht doch einfacher würde als es zunächst den Anschein machte.

aLive: Die drei Hauptprobleme – der ‚schalltote‘ Raum, das PA-System hinter der ziemlich massiven Leinwand und zugleich noch direkt hinter und viel zu nah an den Band-Mikrofonen – inwiefern erschwerten sie Deine Arbeit und welche Lösungen hast Du gefunden?

V.M.: Wir mussten die Konfiguration der Tonanlage an die speziellen Raumerfordernisse anpassen. Zum einen war ein umfassender Effekteinsatz erforderlich, zum anderen brauchten wir eine richtig große Anlage, um die Leinwand zu durchdringen. Der Headroom des PA-Systems (100 db bei 40% Systemleistung) ermöglichte es uns, die Band vor der PA zu positonieren.

aLive: Was war erforderlich, um einen ausgewogenen Klang zu erzielen? Nur die Entzerrung der Raumakustik, oder habt Ihr spezielle Mix-Techniken genutzt?

V.M.: Die richtige Kalibrierung und eine ausgewogene Schallabstrahlung erreichten wir, indem wir die Punktschallquellen rechts und links außen (LDV15 und LDV215) ganz normal mischten und den Mix für die inneren Arrays (LDVA8-Cluster, ebenfalls rechts und links) sowie die Front-Fills (LDV8) individuell anpassten.

aLive: Die Equalizer-Einstellungen waren bestimmt die extremsten, die Du jemals bei einem PA-System verwendet hast, oder nicht?

V.M.: Ja, auf jeden Fall. Auf den ersten Blick wirkten die Einstellungen sehr unnatürlich, doch sie waren auf die Leinwand abgestimmt und nicht auf die Lautsprecher oder den Raum.

aLive: In einem solchen Saal und unter diesen Installationsbedingungen (FOH-Position, Kinobestuhlung ect.) merkte ich schnell, dass die drahtlose Fernsteuerung via iPad eine riesige Hilfe war. Bist Du mit der Presonus-RC-Software vollkommen zufrieden oder blieben noch Wünsche offen?

V.M.: Die drahtlose Fernsteuerung war sehr hilfreich. Und das iPad bietet alles, was man braucht, unabhängig vom FOH-Platz. Man kann sitzen, wo man will! Die Konsole lief perfekt, und mithilfe der RC-Software konnte ich fast alles problemlos steuern.

aLive: Was meinst Du, sind digitale Konsolen, Tablets und Software-Anwendungen mit ihren fast täglichen Upgrades heute und in Zukunft im Live-Betrieb ein ‚Muss‘ oder sind sie einfach nur nützliche Tools für spezielle Einsätze wie ‚Garbi Live‘ in diesem Saal? Anders gefragt: Wenn dieses Konzert in einer normalen Halle mit einer normalen PA (und vielleicht einem höheren Budget) stattgefunden hätte – hättest Du Dich dann für die gleiche technische Ausstattung entschieden?

V.M.: Die Technik entwickelt sich und wir mit ihr. Ich persönlich finde neue Gadgets hochinteressant und nützlich. Die moderne Technik hat die Art, wie wir arbeiten, definitiv verändert, und das ist für mich in Ordnung. Wenn ich in einem normalen Raum gemischt hätte, wäre mir ein Top-System mit einer analogen oder digitalen 100-mm-Fader-Konsole am liebsten gewesen, weil das Gefühl beim Mischen direkter ist. Für diese Veranstaltung hätte ich gerne ein XL3 in der Mitte des Saals gehabt, direkt vor den Sitzen (wie jetzt auch), doch das macht man nicht mehr.

aLive: Haben die neuen technischen Möglichkeiten also die Prinzipien der Tontechnik verändert?

V.M.: Lieber Kollege, Toningenieure arbeiten heute auf einer ganz anderen Ebene. So etwas hätte ich mir in meinen Anfängen als Tonmann nie vorzustellen gewagt, als ich noch mit Equipment gearbeitet habe, das man heute schon als ‚vintage‘ bezeichnen würde. Doch eigentlich hat sich nichts geändert. Die ‚Knöpfe‘, die wir bedienen, mögen vielleicht andere sein, das grundlegende Prinzip ist jedoch das gleiche.

aLive: Hat der Saal Resonanzen und Obertöne über-absorbiert, oder war das nur mein Eindruck? Und hast Du mehr Reverb eingesetzt als sonst, um die gleichen Ergebnisse zu erzielen?

V.M.: Ja, der Raum saugte den Ton wirklich auf wie ein Schwamm. Die beiden Effektgeräte, das PreSonus-System und vier Pro Tools-Effekt-Plug-Ins wurden für sämtliche Instrumente und die eigentliche Mischung eingesetzt.

aLive: Unter welchen Gesichtspunkten hast Du die Kombination aus LD Systems plus PreSonus ausgewählt? War nur das Budget ausschlaggebend, oder spielten auch andere Aspekte eine Rolle? Und jetzt, nachdem Ihr die letzte Show hinter Euch habt, wie bewertest Du diese Kombination insbesondere vor dem Hintergrund so widriger Bedingungen wie bei diesem Projekt?

V.M.: Nicht nur das Budget spielte eine Rolle, wichtig war auch die exzellente Kooperation mit den Technikern von Rackey’s AVL, die trotz ihres bescheidenen Auftretens sehr qualifizierte Leute sind und zugleich offen genug waren, um ein solches Wagnis gemeinsam mit mir anzugehen, auch wenn es sich nicht gerade um eine konventionelle Installation handelte. LD-Lautsprecher hatte ich schon in Frankfurt gehört, und ich mochte sie. Auch auf Tour habe ich sie bereits einige Male eingesetzt, und sie waren zuverlässig und haben einen sehr guten Klang. Mit PreSonus habe ich das erste Mal gearbeitet, und ich werde es gerne wieder tun.

aLive: Welche Probleme gab es mit Garbis Mikrofon, da sich der Vocal-Cluster ja nur weniger Zentimeter hinter ihr, direkt über ihrem Kopf befand? Das Hauptproblem war, dass der Cluster genau ‚durch das Mikro‘ ging. Wenn sie in Richtung Leinwand sang, war es besonders schwierig. – Tech Review von alive.graLive: Bist Du mit dem Ergebnis zufrieden? Und was würdest Du anders machen, wenn Du noch einmal an so einer Veranstaltung mitwirken würdest? V.M.: Unter diesen ganz speziellen Umständen in diesem Kinosaal und angesichts der für das Setup zur Verfügung stehenden Zeit (20 Minuten!) … Ja, ich bin zufrieden und glaube nicht, dass ich etwas ändern würde.

aLive: Wie fühlte sich Katy Garbi bei ihren Auftritten in diesem außergewöhnlichen Saal, der sich deutlich von ihren üblichen Auftrittsorten unterscheidet? V.M.: Sie sagte mir, dass es ihr sehr gefallen habe und dass sie es wahrscheinlich noch einmal machen würde.

aLive: Vielen Dank für die Informationen. V.M.: Vielen Dank an Euch für das Interesse an unserem Projekt, und auch ein großes Dankeschön an Rackey’s AVL für die erstklassige Unterstützung.

George Botsaris von Rackey’s AVL erzählte uns noch Folgendes:

aLive: Es steht außer Frage, dass Ihr für dieses Event eine ganz spezielle Installation zusammenstellen musstet. Was waren die größten Herausforderungen, mit denen Ihr Euch in puncto Ton und Licht konfrontiert saht?

G.B.: Die Herausforderungen waren bei dieser Konzertreihe sehr vielschichtiger Art, und alles hing irgendwie zusammen. Die Tatsache, dass der normale Kinobetrieb in dem Saal parallel weiterlief und wir weniger als eine Stunde Zeit für die Vorbereitungen hatten, hatte großen Einfluss auf die Konzeption der Ton- und Lichtanlage und die Lösungen, für die wir uns letztlich entschieden.

Dies waren die zentralen technischen Herausforderungen:

Das größte Problem stellte sich beim Ton, da sich die PA hinter der Leinwand befand und damit auch hinter den Musikern und der Sängerin. Allein aufgrund der eingeschränkten Platzverhältnisse hinter der Leinwand war eine sinnvolle Positionierung schwierig. Richtig problematisch waren aufgrund der sehr geringen Schalldurchlässigkeit der Leinwand auch die höheren Frequenzen. Vassilis (Michalopoulos) musste ständig auf das empfindliche Gleichgewicht zwischen Gain und Headroom achten, um Rückkopplungen zu vermeiden. Dann die Wahl eines akustischen Drumsets an Stelle des ursprünglich vorgeschlagenen elektronischen und die vollkommen unübliche FOH-Position praktisch direkt vor dem Schlagzeug, so dass das Pult nur per Fernsteuerung zu bedienen war.

Die nächste große Herausforderung bestand im Bereich Beleuchtung. Die parallelen Projektionen bei den meisten Songs schränkten die Optionen für das Lichtdesign stark ein. Ein weiteres Problem in Zusammenhang mit der Lichtanlage war das Rigging. Rigging-Punkte mit korrekten ‚Winkeln‘ existierten praktisch nicht. Die Leinwand ließ rechts und links nur wenig und oben gar keinen Spielraum. Aufgrund der Schallisolierung des Saals gab es ohne umfassende bauliche Eingriffe in Wände und Decke zudem keinerlei Möglichkeiten, irgendetwas mit dem Gewicht einer Lichtanlage aufzuhängen. Die Verpflichtung zum vollständigen Rückbau unserer Installationen, die erforderte, dass wir alles in die vorhandenen Strukturen und die Ausstattung des Saals integrierten, komplizierte die Sache weiter.
– Tech Review von alive.grZu den kleineren Problemen zählten: Die Verkabelung von der Leinwand zum Lichtpult und zum Projektionsraum, in dem sich die Stromversorgung befand, und der erschwerte Zugang zum Saal, so dass praktisch das gesamte Equipment per Hand über Treppen transportiert werden musste …

aLive: War diese Installation eine der schwierigsten, mit denen das Rackey’s-Team bisher zu tun hatte, oder gab es noch ‚Schlimmeres‘?

G.B.: Es kommt darauf an, was man unter schwierig versteht. Unser Team hat sicherlich schon unter ganz anderen Bedingungen gearbeitet. Im letzten Jahr waren wir mit dem Event anlässlich der Gründung des neuen Opernhauses der Niarchos Foundation auf dem Gelände der alten Pferderennbahn von Faliro betraut. Der Bereich für die Veranstaltung war 45 m breit und 7 m hoch, und die Lautsprecher der Haupt-Cluster waren 60 m voneinander entfernt, ohne dass man die Möglichkeit hatte, Front-Fills einzusetzen. Der Zuschauerraum mit ungefähr 3000 Sitzplätzen maß 100 x 80 m. Bei einer anderen Veranstaltung bauten wir einen Laufsteg über den Pool des Balux Summer Club, ausschließlich aus Traversen und Nivtec-Bühnenelementen. Da die Konstruktion auf dem Boden des Pools gründete, war es ein sehr anspruchsvoller Job, bei dem wir außerdem viel schwimmen mussten. Das audiovisuelle Event der Kämpfe von Kalpaki war ebenfalls eine interessante Erfahrung, mit vielen, vielen Kilometern Socapex-Kabeln und tonnenweise Schlamm.

aLive: Dann war dies womöglich eine der wenigen Veranstaltungen, bei denen Eure harte Arbeit vollkommen unsichtbar blieb. Die Beschallungsanlage war überhaupt nicht zu sehen, und die minimalistische Beleuchtung erforderte unter diesen Raumverhältnissen vermutlich sehr viel mehr Aufmerksamkeit als normalerweise …

G.B. : Mit Sicherheit. Auf den ersten Blick sah wohl niemand, wie viel Arbeit dahinter steckte. Das Programm war so aufgebaut, dass das Licht zu Beginn sowieso nur sehr sparsam eingesetzt wurde. In der zweiten Hälfte des ersten Teils hatten die Zuschauer dann einen Eindruck, worum es bei der Veranstaltung ging, und konnten sich auch ein Bild dessen machen, was wir im Vorfeld geleistet hatten. Vasilis und Theodore, die für den Ton zuständig waren, waren immer in Alarmbereitschaft … Und bei der (durch die äußeren Umstände bedingten) minimalistischen Lightshow hatten wir reichlich zu tun, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Ich musste die Szenen diverse Male neu konzipieren und programmieren, und oft war ich am Rande der Verzweiflung, wie ich mit so wenig Material etwas schaffen sollte, ohne die Projektionen und die Wirkung der Stücke zu beeinträchtigen.

aLive: Wie habt Ihr die beiden Traversen ohne Ausleger stabilisiert und gesichert?

G.B.: Die beiden Traversen-Konstruktionen rechts und links der Bühne waren als T-Bars ausgeführt, kombiniert mit zwei Crossbars mit einer Breite von jeweils 2,5 m in 6,5 m Höhe. Jede war auf einer Bodenplatte von 60 x 60 cm befestigt, die wiederum – vom Kino-Management ausdrücklich genehmigt – mit dem Bühnenboden verschraubt waren. Um höchstmögliche Stabilität zu gewährleisten, hatten wir uns für Litec Heavy Duty-Traversen entschieden. Sorgfältige Berechnung der Lasten und zwei Haltegurte pro Seite waren erforderlich, damit der Aufbau auch ohne Auslegerstützen schwingungssicher war. Anschließend verkleideten wir die Traversen mit schwarzem Stoff, so dass die Konstruktion für die eigentlichen Kinobesucher fast unsichtbar war.

aLive: Wie viel Vorbereitungszeit blieb Euch für die einzelnen Shows, da der Kinobetrieb in dem Saal ja normal weiterlief?

G.B.: Das hing von den Filmen ab, die vorher gezeigt wurden. Wir hatten mindestens 20 Minuten bis maximal 1 Stunde 20 Minuten. Ursprünglich war geplant, Bühne und Backline für jede Show wieder neu aufzubauen. Das wäre allerdings sehr riskant gewesen, denn wir hätten die gesamte Verkabelung für die Bühnenlautsprecher, das In-Ear-Monitoring und die DMX-Splitter jedes Mal neu stecken müssen. Vasilis (dem das ständige Auf- und Abbauen vermutlich die größten Probleme bereitet hätte) schlug dem Manager des Kinos vor, dass Bühnentechnik und Backline aufgebaut bleiben und lediglich mit schwarzem Stoff abgedeckt werden sollten, um während der Filmvorführungen nicht störend zu wirken. So war vor den einzelnen Konzerten alles innerhalb von 20 Minuten bereit.

aLive: War das minimalistische Lichtdesign eine Entscheidung des Produzenten, des Beleuchters oder der Wunsch von Katy Garbi?

G.B.: Die Produktion war von Anfang an mit sehr sparsamem Lichteinsatz geplant. Gobos und Moving Heads für grafische Elemente sollte es erst gar nicht geben. Die Vorgaben bezogen sich nur auf die Farbwahl spezieller Szenen. Außerdem schränkten die Videoprojektionen, die die meisten Songs begleiteten, unsere Beleuchtungsmöglichkeiten ein, da Reflexionen von der Bühne auf der Kinoleinwand unbedingt vermieden werden mussten. Der ab Reihe 2 schwimmend verlegte Boden des Saals erlaubte es uns nicht, weitere Traversen im hinteren Bereich zu verwenden. Daher konnten wir die Bühne nur aus bestimmten Winkeln beleuchten. Auch die beiden Moving Heads in den hinteren Ecken mussten jedes Mal neu platziert und stabilisiert werden, da sie auf Hochständern im Zuschauerraum aufgebaut waren. Unsere Möglichkeiten waren also sehr begrenzt. Bis kurz vor der Premiere hatten wir uns Sorgen um das Licht gemacht, aber dann sahen wir, dass den Zuschauern die Show gefiel, und die Berichte am nächsten Tag fielen ausgesprochen positiv aus.

aLive: Wie haben sich in dieser fast schalltoten Umgebung die LD Systems-Lautsprecher bewährt, die ja in einer Art LCR-Konfiguration hinter der Band und dazu noch hinter einer fast undurchlässigen Leinwand positioniert waren?

G.B.: Systeme von LD Systems haben wir schon bei diversen Veranstaltungen unter unterschiedlichsten Bedingungen eingesetzt, und sie überzeugen bereits beim ersten Hören durch ihren guten Klang. Wenn man dann noch das Preis-Leistungs-Verhältnis berücksichtigt, klingen sie sogar noch besser. Unser Rental-System war nach unseren Vorgaben zusammengestellt worden, so dass wir reichlich Verstärkerleistung zur Verfügung hatten – und damit einen großartigen Sound ohne Verzerrungen. Für die Zuschauer war es ungewöhnlich, dass sie den Ton zwar hörten, die Schallquellen aber nicht sehen konnten. Am Anfang dachten einige Leute sogar, es sei alles Playback. Mir als Techniker hat das Ganze sehr gut gefallen, und bestätigt wurde dieser Eindruck von den zahlreichen positiven Kommentaren der Zuschauer. Der Bass zum Beispiel war vollkommen ausreichend, obwohl wir nur 4 Subwoofer mit jeweils zwei 15“-Lautsprechern (die Hälfte des Kinosystems) im Einsatz hatten. Unterm Strich kann man sagen, dass LD Premium-Lautsprecher und -Amps wirklich gute, ehrliche Systeme sind – vor allem, wenn man sich den Anschaffungspreis vor Augen hält.

aLive: Wie bekannt ist die Marke LD in Griechenland, und wie siehst Du die zukünftige Entwicklung?

G.B.: In diesem Jahr feiert die Firma LD ihr 10-jähriges Bestehen auf dem weltweiten Pro-Audio-Markt, und angesichts der Vollständigkeit der Produktpalette und des Preis-Leistungs-Verhältnisses dürfte es noch reichlich Entwicklungspotenzial geben. Preissenkungen bei vergleichbaren Produkten bekannter Hersteller reduzieren unseren Marktanteil, doch wir erhalten von unseren Kunden exzellentes Feedback nicht nur in Bezug auf die Produkte selbst, sondern auch hinsichtlich der After-Sales-Services, die der Hersteller und auch wir bieten.

aLive: Vielen Dank für das Interview und viel Glück weiterhin für Rackey’s AVL in diesem hart umkämpften Markt.

Detaillierte Informationen über LD Systems stehen hier bereit:
http://www.ld-systems.com/startseite/

Quelle: alive.gr, Griechenland, Januar 2013

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