PALMER Mutterstolz Tube Distortion Pedal – Testbericht von musicmaker.nl

Gitarrenpedale erhalten oft die tollsten, extremsten und exotischsten Namen. Denken Sie nur an Klassiker wie Big Muff und Electric Mistress bis hin zu Fuzz War und Green Rhino von Pedalbauern der Gegenwart. Das deutsche Unternehmen Palmer schlägt einen komplett anderen Kurs ein und nennt sein neuestes Overdrive-Pedal Mutterstolz.

Palmer ist ein kleiner Hersteller von Verstärkern und Effektpedalen aus Neu-Anspach. Seit Dan Auerbach von The Black Keys sich als Fan der Marke geoutet hat, geht es mit dem kleinen 10-Mann-Betrieb steil bergauf. Mittlerweile steht eine recht beeindruckende Liste von Endorsern auf der Webseite, von den Deftones, The Black Dahlia Murder und Def Leppard bis hin zu Joe Bonamassa und Gary Clark Jr. Vor allem die kleinen Röhrenverstärker von Palmer sind für Aufnahmen im Studio sehr beliebt, und Dan Auerbach setzt beispielsweise live unter anderem einen Röhrenverstärker von Palmer, ein Booster-Pedal und einen Speaker-Simulator ein.

HUNGRIG
Der erste Eindruck ist der wichtigste und der ist bei dem Mutterstolz sehr gut. Das Pedal fühlt sich solide und schwer an – dies ist eindeutig ein grundsolides und ordentlich gebautes Gerät. Ein zusätzlicher Metallrahmen dient als Schutz des Geräts, der vertieft angebrachten Gitarrenanschlüsse und des Adapters. Nach dem Anschließen des mitgelieferten (!) 12-V-Adapters sehen wir das Herz des Geräts leuchten: einen ECC83-Röhrenvorverstärker. Mit der benötigten Spannung von 12 V und 370 mA ist der Mutterstolz ein hungriges Tierchen und eine 9-V-Batterie ist hier also nicht angesagt. Das Pedal ist ferner mit einem True-Bypass-Schalter ausgestattet, also alles in bester Ordnung.

DRECKIGER
Den Mutterstolz bedient man mit vier Knöpfen mit den ziemlich ausgefallenen Namen wie Destruction, Dirt, Color und Mother. An sich finde ich es immer etwas irritierend, wenn Marken sich solcher Fantasienamen bedienen, denn es wirkt nur verwirrend. In diesem Fall steht der Destruction-Regler für den Verzerrer, der Color für die Höhe und mit dem Mother-Regler bestimmt man die eigene Lautstärke. Bis dahin wenig Neues. Eine besondere Ergänzung ist jedoch der Dirt-Regler, der den Ton ranziger und dreckiger klingen lässt, je höher man ihn aufdreht. Damit sorgt er nicht so sehr für mehr Verzerrung, aber verändert den Charakter davon.

TRANSPARENT
Es verwundert ist nicht erstaunlich, dass Dan Auerbach Fan von Palmer ist, denn mit dem Mutterstolz lässt sich einfach dieser typische, satte und brummende übersteuerte Lärm aufrufen. Die Kombination von Destruction- und Dirt-Schalter bietet einem dann auch eine ganze Palette an anderen Möglichkeiten. Der Mutterstolz geht von einer leichten, knackigen Übersteuerung zu einem flauschigeren und stark ranzigen Sound über, wenn man beide Schalter voll aufdreht. Dennoch übertreibt der Mutterstolz niemals. Olaf Veenstra ist ein Gitarrist mit einer perversen Vorliebe für Reverend-Gitarren und Fuzz-Pedalen, der die Aufnahmen von seiner eigenen und anderen Bands gerne in seinem ständig wachsenden Homestudio abmixt. Obwohl Palmer es eine Distortion nennt, bleibt es doch echt ein Verzerrer. Aber der Mutterstolz ist ein Verzerrer, der durch die Kombination aus dem Destruction- und Dirt-Schalter im Vergleich zu den meisten anderen mehr Möglichkeiten bietet. Neben den Möglichkeiten punktet der Mutterstolz auch mit seinem Klang. Dieses Pedal bietet einen transparenten Sound und eine gute dynamische Resonanz. Man fühlt, wie das Pedal beim Spielen auf der Gitarre arbeitet; das Röhrchen funktioniert ausgezeichnet. Mit einem Richtpreis von € 128,- und einem Ladenpreis von rund € 100,- ist der Mutterstolz ein echter Geheimtipp!

Weitere Informationen zum Produkt unter: http://www.palmer-germany.com/mi/de/MUTTERSTOLZ-Tube-Distortion-Pedal-PEMUTT.htm

Quelle: www.musicmaker.nl, Niederlande

Autor: Olaf Veenstra

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