Palmer Drei – Drilling im Brotkasten-Format – Testbericht von gitarist.nl

Einkanalige 5 Watt Röhrenamps im angesagten Brotkasten-Format gibt es in letzter Zeit immer mehr. Einen solchen Amp mit drei getrennten Endstufen auszustatten, ist allerdings noch nicht da gewesen. Der Palmer Drei stellt sich vor: Palmer hatte sich bereits Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre mit seinen Speaker-Simulatoren einen Namen gemacht, die in vielen der gigantischen Gitarrenracks von Gitarrengöttern wie Eddie van Halen zu bewundern waren. Damals gab es kaum ein Rack, in dem nicht mindestens ein oder zwei Palmer PDI03 Speaker-Simulatoren verbaut waren.

Neben Speaker-Simulatoren baut Palmer auch Gitarrenverstärker. Der jüngste Neuzugang ist hier der Palmer Drei, ein 5 Watt Röhrenamp mit drei getrennt regelbaren Single-Ended-Endstufen. Jede dieser Endstufen ist mit einer anderen Röhre bestückt, womit entsprechend auch drei unterschiedliche Klangcharakteristika zur Verfügung stehen. Außerdem lassen sich die Endstufen-Signale beliebig zusammenmischen, was eine Vielzahl interessanter Sounds ermöglicht.

Konstruktion
Heutzutage hat fast jeder namhafte Hersteller einen Amp im Programm, der wie ein überdimensionaler Brotkasten aussieht. Mit seinem schwarzen Stahlblechgehäuse mit den abgerundeten Kanten und dem großen Ledergriff an der Oberseite passt auch der Drei in dieses Schema. An der Vorderseite befinden sich je drei kleine und drei große Drehregler, der Gitarreneingang, zwei Schalter für Power und Standby sowie die in freundlichem Orange gehaltene Kontrollleuchte. Bei diesem Verstärker ist nicht nur der Name deutsch. Auch die Drehregler, Schalter und sogar die Kontrollleuchte sind in deutscher Sprache beschriftet, was den Vintage-Look des Drei noch unterstreicht. Die drei kleineren Drehregler bieten folgende Funktionen (von links nach rechts): Mit „Normal“ und „Höhen“ wird der Eingangspegel der Gitarre eingestellt, wobei mit letzterem hauptsächlich der obere Frequenzbereich angehoben wird. Dieses Prinzip ist also in etwa mit den zwei unterschiedlich ausgelegten Eingängen beim Marshall SLP vergleichbar. Über den „Klang“-Regler lässt sich der Gesamtklang des Amps bearbeitet. http://youtu.be/SGa7UNAQM3k Kommen wir nun zu den drei größeren Drehreglern „Eins“, „Zwei“ und „Drei“, über die Sie die Lautstärke der drei Endstufen steuern. Hinter Regler „Eins“ verbirgt sich eine EL84, hinter „Zwei“ eine 6V6S und hinter „Drei“ eine 6L6GC Endstufenröhre. Jede dieser Röhren verfügt bekanntermaßen über charakteristische Klangeigenschaften, die Sie nach Belieben mit denen der anderen Röhren kombinieren können. Die letzte Röhre ist eine GZ34 Gleichrichterröhre. An der Rückseite befinden sich neben der Netzbuchse noch drei Lautsprecherausgänge mit 4, 8 bzw. 16 Ohm. Soweit zur Rückseite.

Sound
In den vorhergehenden Gitarist-Ausgaben haben wir uns bereits den Brunetti 059 und die Egnater Modelle Renegade und Rebel angesehen, die mit ihren zwei separaten Endstufenröhren ein ähnliches Konzept verfolgen (die Mixing-Möglichkeiten sind beim Brunetti etwas eingeschränkt). Mit seinen drei Endstufenröhren darf der Drei also mit Fug und Recht als einzigartig beschrieben werden. Im Folgenden wollen wir kurz auf den Klangcharakter der einzelnen Röhren eingehen: EL84: sehr klarer Röhrensound mit ausgeprägten Mitten, einem Vox AC30 sehr ähnlich; 6V6: klingt ziemlich dunkel und wird wegen der Tendenz, bei höheren Pegeln leicht zu übersteuern, gerne im Blues eingesetzt; 6L6: eine Röhre mit großen Aussteuerungsreserven im unteren wie im oberen Frequenzbereich. Hört man sich die Endstufen einzeln an, wird der unterschiedliche Klangcharakter der ganz deutlich. Ich war überrascht, wie klar die Unterschiede zu hören sind – ein echter Pluspunkt! Die 6V6 liefert dabei einen besonders unverwechselbaren Sound. Die beiden Drehregler „Normal“ und „Höhen“ tun genau, was man erwarten würde: Dreht man den einen oder beide Regler voll auf, stellt sich eine ganz dezente Übersteuerung ein. Dieser Verstärker überzeugt bei jeder Lautstärke, ohne etwas von seiner Dynamik einzubüßen, und man merkt einfach, dass er trotz seiner geringen Leistung richtig hart arbeitet (ohne dabei zu verzerren!). Der Sound ist dabei rein und unverfälscht. Mit dem Drei sind auch Details wie Art und Position des Anschlags oder der gespielte Gitarrentyp jederzeit klar hörbar. Ich habe den Drei mit verschiedenen Overdrive-Pedalen getestet, und auch damit macht der Amp eine gute Figur. Für unseren Test wurde uns vom Importeur zusätzlich eine Palmer PCAB112 Lautsprecherbox zur Verfügung gestellt, die auf jeden Fall auch eine Erwähnung wert ist. Diese Box ist mit einem 12″ Eminence FDM (Flux Density Modulation) Maverick Lautsprecher bestückt. An der Rückseite dieses Lautsprechers befindet sich ein großer Drehregler, über den die Abstimmung zwischen Schwingspule und Magnet beeinflusst werden kann.

Einfach ausgedrückt stellen Sie damit Dämpfung und Lautstärke des Lautsprechers ein, sodass Sie Ihren Drei voll aufdrehen und trotzdem volle Kontrolle über die Lautstärke behalten. Damit ist diese 1×12 Lautsprecherbox die ideale Ergänzung. Im Prinzip entspricht dem einer direkt in den Lautsprecher integrierten Loadbox. Einen ausführlichen Test finden Sie in Ausgabe 240. Fazit
Das Aussehen, das ja auch nicht ganz unwichtig ist, ist vielleicht nicht gerade hip und angesagt, aber davon sollten Sie sich nicht täuschen lassen. Wenn Sie einen extrem dynamischen, geradlinigen und ehrlichen Amp mit kleinerer Leistung suchen, hinter dessen Reglern sich ein ganzes Arsenal verschiedenster Klangcharakteristika verbirgt, dann ist der Drei eine absolut ernstzunehmende Alternative zu den Geräten der etablierten Marken.
PALMER DREI

PREIS: € 1100,00
HERKUNFTSLAND: Deutschland
TYP: Vollröhrenverstärker mit drei Endstufen
RÖHREN: 3 x ECC83, 1 x EL84, 1 x 6V6, 1 x 6L6, 1 x GZ34
LEISTUNG: 5 Watt
KANÄLE: einer
BEDIENELEMENTE: Normal, Höhen, Klang, Eins, Zwei, Drei
ANSCHLÜSSE: Instrumenteneingang, 3 x Lautsprechereigänge (4, 8, 16 Ohm)
GEHÄUSE: Stahl ABMESSUNGEN: 220 x 390 x 250 mm (HxBxT)
GEWICHT: 15 kg
VERTRIEB: Adam Hall GmbH, Neu-Anspach (D)

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.palmer-germany.com/mi/de/DREI-3-fach-Eintaktverstarker-PDREI.htm

Quelle: www.gitarist.nl, Niederlande, Juli 2011

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