Liebe auf den ersten Blick – FAT 50 von Palmer

Bisher war Palmer für kleine Helfer bekannt, die sich im Sound nicht bemerkbar machen, dafür aber im Studio und auf der Bühne große Dienste verrichten. Mit dem FAT50-Vollröhrencombo schlägt der deutsche Hersteller ein neues Kapitel auf – und ganz andere Töne an. Laute Töne!

Ein Blick in die Firmenhistorie verrät uns allerdings, dass ein Gitarrenamp unter dem Namen Palmer mitnichten neu ist. Tatsächlich fing Palmer in den achtziger Jahren als Hersteller hochwertiger Vollröhrenamps an. Die Netztrafos und Ausgangsüberträger wickelte man selbst, was schließlich zum heutigen Kerngeschäft führte. bevor es in die Ecke mit den „kleinen Helfern“ ging. So gesehen ist der FAT50 eine Verbeugung vor der eigenen Geschichte.

Beim Blick auf die Bedienelemente, die technischen Daten und den Preis des Palmer FAT50 muss man sich glatt die Augen reiben und einen zweiten riskieren.Diese Vollröhre, die auch als Topteil erhältlich ist, scheint eine Menge auf und im Kasten zu haben. Drei Kippschalter versprechen variable Sounds in zwei Kanälen, die mit dem mitgelieferten Fußschalter angewählt werden. Das hält den Rücken gesund und macht den Amp sofort einsatzbereit.

Das Innenleben des Chassis wird bei Betrieb von vier ECC83/12AX7A-Röhren in der Vorstufe und zwei 6L6GC-Röhren in der Endstufe beleuchtet. Hörbar wird der Sound durch einen 12“-Eminence-Speaker mit dem Namen „The Governor“. Na, wenn Arnie als Vorbild diente, kann ja nichts mehr schief klingen! An zwei weiteren Anschlüssen können größere Boxen betrieben werden. Außerdem findet sich auf der Rückseite der Effektweg, in dem ebenfalls die Röhren ihren Dienst verrichten.

Per Fußtritt sanfter
Die Sicherungen des Amps sind neben dem Netzstecker leicht erreichbar und bei Bedarf schnell ausgetauscht. Daneben befinden sich die Anschlüsse für den robusten Footswitch, der die Funktionen der Kippschalter auf der Frontseite per pedes bedient.Ein kleines Poti bestimmt einen zweiten Lautstärkepegel, damit der Verstärker bei ruhigen Passagen per Fußtritt sanfter tönt. Klasse!

Vorne auf dem schlichten, aber stabilen Verstärker sind zwar zahlreiche Regler und Schalter angebracht, die Übersicht geht bei der Aufteilung in drei Sektionen jedoch nicht verloren. Zudem sind die Bezeichnungen selbsterklärend. Der passive 3-Band-Equalizer funktioniert für beide Kanäle. Wie sich das für eine anständige Röhre gehört, beeinflussen sich das Mitten- und das Höhen-Poti gegenseitig, wobei eine Höhenanhebung die Absenkung der Mitten bewirkt und umgekehrt. So ist der gewünschte Sound schnell gefunden; eine große Bandbreite an verschiedenen Klängen steht auf den Dreh parat. Neben dem Equalizer liegen die Regler für den zweiten Kanal, bestehend aus Drive, Volume und Presence. Der Clean-Kanal verfügt ebenso über ein eigenes Volume-Poti. Via Master wird die Gesamtlautstärke des Amps geregelt, mit Reverb der Ton zusätzlich veredelt.

Der erste der drei Kippschalter ist für die Klangfarbe zuständig, bei der zwischen normal und bright gewählt werden kann. Während Letzteres im Clean-Kanal die Ohren klingeln lässt und mit einem kräftigen Höhenschub vor allem dem Durchsetzungsvermögen im Solo zu Gute kommt, tönt der normale Modus sehr kräftig und warm. Die Ansprache des Amps ist richtig klasse, denn er gibt das Herzblut wieder, das man in jeden Ton steckt.

Fisch und Fleisch
Der Lautsprecher klingt sehr klar, und besonders Singlecoil-Gitarren profitieren von dieser Eigenschaft, bei der jedes Glocken und Glucksen sauber übertragen wird. Der Sound wirkt frisch und braucht sich vor der Konkurrenz aus Kalifornien nicht verstecken – gut, wenn man den Governor auf seiner Seite hat! Der Low/High-Gain-Schalter fungiert im Clean-Modus als Crunch-Umschalter, dessen Würze lediglich über den Volume-Regler bestimmt werden kann. Das macht aber nichts, denn für knusprigen Classic-Rock reicht der Output allemal.

Der letzte Schalter entscheidet über Fisch oder Fleisch: die Verzerrung. Im zweiten Kanal wird die Bedienung etwas komplizierter, schließlich stellen die zahlreichen Schalter und Potis ein großes Angebot an Sounds. Eines steht jedoch über allen: Die Dynamik des FAT50 ist derart weit gefächert, dass nach oben hin immer genügend Reserven vorhanden sind. Bei voll aufgedrehtem Drive-Regler matscht es nicht, und der Amp besticht durch sein sattes Attack, das im Low-Gain-Modus vielen bereits genügen wird. Heißer Funk und knackiger Rock können mit dem saftigen Ton problemlos bestritten werden.

Wer mehr will, gibt mit High Gain Vollgas. Doch nicht nur Metalheads werden sich über diesen kraftvollen, drückenden Sound freuen, denn dank des guten Equalizers wird mit verschiedenen Klangfarben gemalt. Singlecoils fangen nicht an zu krächzen, Humbucker treiben mit luftiger Power voran. Eine tolle Idee ist der Drive-Presence-Regler, der die oberen Mitten und Höhen hervorhebt und den Ton im Solo mit den richtigen Quietschern pusht.

Das bleibt hängen
Wie schön, dass Palmer wieder Amps fabriziert, und wie erfreulich, dass es gleich ein so gelungenes Teil geworden ist. Der FAT50 übertrifft die Erwartungen mit toller Dynamik und direkter Ansprache, woraus sich so mancher Sound formen lässt. Der Wohlfühl-Amp wirft die Frage nach der passenden Gitarre über Bord, denn er arbeitet mit Singlecoils und Humbuckern gleichermaßen gut zusammen und verpasst ihnen ein passendes Outfit. Stilistisch vielfältig und mit tollen Extras ausgestattet, kann der FAT50 schnell zur Liebe des Lebens werden.

Facts Modell Palmer FAT50

Herkunft: Deutschland
Leistung: 50 Watt an 8 oder 16 Ohm
Kanäle: 2
Röhren: Vorstufe: 4 x ECC83/12AX7A,Endstufe 2 x 6L6GC
Speaker: 1 x 12“ Eminence Governor
Regler: Ch1: 3-Band EQ, Vol; Ch2: Drive, Vol, Pres; Master: Rev, Master
Schalter: Power, Standby, Normal/Bright, Low Gain/High Gain, Clean/Drive
Anschlüsse: Input, Speaker 8 Ohm parallel und 16 Ohm seriell, FX Send/Return, 2 x Footswitch
Besonderheit: Footswitch, 2nd Level-Regler
Maße: 58 x 50 x 27 cm
Gewicht: 22 kg

Alle Infos im Internet unter: http://www.palmer-germany.com/mi/de/FAT-50-Rohren-Gitarren-Combo-50-W-PFAT50.htm

Quelle: PPV Medien, Deutschland 2010

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